„Manuel Down Under“ heißt die Doku, die passend zum zehnten Jahrestag der UN-Konvention zur Inklusion läuft. „Wir wollten zeigen, dass man Grenzen überwinden kann“, erzählt Julius Werner, der gerade von einer Vorpremiere des Films aus Berlin kommt. „Und: Dass eine Abenteuerreise mit einem Menschen mit Behinderung gar nicht so unrealistisch ist.“ Trotz guter Planung gab es aber etliche Herausforderungen. Unter anderem mussten extreme Hitze, Buschbrände, Liebeskummer und der eine oder andere Streit gemeistert werden. Und am „Pommes-Krieg“ wäre die Beziehung fast zerbrochen. Aber das war schnell vergessen. Julius Werner ist wichtig, dass es nicht nur ein „Ponyhof und Sonnenschein“-Film geworden ist. „Das wäre auch Betroffenen gegenüber nicht fair gewesen. Das Leben mit Kindern mit Handicap ist nun mal auch eine Herausforderung.“
Filmteam begleitete das ungleiche Duo
Seit fast fünf Jahren sind die beiden befreundet. Während der Ausbildung zum Erzieher jobbte Julius Werner beim familienunterstützenden Dienst in Kiel und wurde als Freitzeitbetreuer für Manuel eingeteilt. Zweimal die Woche machen sie seitdem zusammen im Fitnessstudio Sport. „Als ich mit dem Rucksack durch Südostasien reiste, wollte Manuel unbedingt mit“, erzählt der Kieler. „So kam ich ins Grübeln. Geht so eine Reise auch mit einem Menschen mit Behinderung?“ Die Australien-Idee war geboren. Ein Bekannter, Carsten Stormer, kündigte wenig später an, das ungleiche Duo mit einem Filmteam zu begleiten. Als Produzentin konnte der Kriegsberichterstatter und Kameramann die bekannte Moderatorin Sandra Maischberger gewinnen.
"Auch mit Behinderung kann man vieles erreichen"
Im April ging’s los – von Melbourne über das Outback bis nach Brisbane. Julius und Manuel lagen am Ayers Rock unterm Sternenhimmel im Schlafsack, rockten beim Melbourne-Festival ab, besuchten eine Rinderfarm, fuhren mit dem längsten Zug der Welt und trafen Menschen mit Behinderung, die Theater spielen oder eine eigene Firma leiten. Manchmal wurde 16 Stunden am Tag gedreht. „Manuel fand das toll. Er genießt es, im Mittelpunkt zu stehen“, sagt Werner. Er selbst aber habe viel unter Strom gestanden, gesteht er. „Es ist doch eine ziemliche Verantwortung.“
„Ich würde es aber immer wieder machen“, sagt der Kieler Erzieher und fügt lachend hinzu: „Nur nächstes Mal wäre ich hoffentlich ein wenig gelassener. Man muss Manuel nicht mit Samthandschuhen anfassen und auch nicht übervorsichtig sein. Er hat das alles wunderbar hinbekommen. Und unsere Reise zeigt, dass man auch mit Behinderung vieles erreichen kann.“
Arte, „Manuel Down Under“, Montag bis Freitag, 10. bis 14. Dezember, ab 16.50 Uhr.
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