Knapp fünf Monate nach der Vorstandswahl stellten beide den „Vorhabenplan“ für 2019 vor – mit einem ehrgeizigen Ziel vor Augen: „In Schleswig-Holstein könnte die Gesellschaft die Meinungsführerschaft übernehmen und die starke Stimme für die Geschichtsgesellschaften sein“, hofft Fischer.
Eine der größten Organisationen in Deutschland
Die Organisation, mit mehr 1400 Mitglieder eine der größten in Deutschland, hat sich laut Satzung der Aufgabe verschrieben, die Kenntnis der Vergangenheit Kiels durch wissenschaftliche Forschung zu fördern und in der Bevölkerung das Bewusstsein für die eigene Geschichte zu wecken. Fischer kündigt die Gründung der „Jungen Gesellschaft“ mit eigenen Veranstaltungen der U-30-Mitglieder an, die die Digitalisierung vorantreiben sollen. Kiel sei ein Hochschulstandort, sodass man die Kompetenzen auch studentischer Mitglieder abrufen wolle. Das sei bisher noch zu wenig geschehen, sagt Wiese-Krukowska. Eine weitere Idee: Neben Exkursionen, Lesungen und Veranstaltungen soll sich künftig das Format „In guter Gesellschaft“ etablieren, wobei ein ungewöhnlicher Gast an einem ungewöhnlichen Ort über die Arbeit der Gesellschaft resümiert. Der Auftakt wirft einen Blick darauf, wie Geschichte in Medien präsentiert werden kann.
Ein weiteres Ziel ist es, strategische Partner zu gewinnen, um den Forschungsauftrag über die Geschichtswissenschaften hinaus auch in den Feldern Soziologie, Politologie und Theologie zu verstärken. Ziel sei es, konkrete Kooperationsverträge abzuschließen.
Synergieeffekte sind das Ziel
Mit der Stadt besteht bereits ein solcher Vertrag, der jetzt mit Leben gefüllt werden solle, betont die stellvertretende Vorsitzende: In Abstimmung mit dem Stadtarchiv, Warleberger Hof und Schifffahrtsmuseum will der Verein Synergieeffekte erzielen, „um das Geschichtswissen in der Stadt zu fördern und zu vertiefen.“ Als letzten Punkt auf dem Vorhabenplan listet der frühere SPD-Wissenschaftsstaatssekretär Fischer die Schaffung von „Erinnerungsorten“ auf. Kiel sei in der Vergangenheit oft kritisiert worden, zu wenig in Gedenkarbeit investiert zu haben. Neben dem Wunsch nach einem festen Ort, um etwa an die Nazizeit zu erinnern, greift Fischer die immer wieder vorgetragene Forderung seines langjährigen Vorgängers Jürgen Jensen auf, das Revolutionsdenkmal im Ratsdienergarten an einen öffentlicheren Platz zu versetzen: Wenn das nicht möglich sei, dann solle das Kunstwerk als Kompromiss wenigstens angestrahlt werden.
Viele Bücher zur Stadtgeschichte
Die Gesellschaft hat bereits zahlreiche Bücher über verschiedene Facetten der Kieler Stadtgeschichte herausgegeben, darunter viele verfasst von Jürgen Jensen, der dem Geschichtsverein als Beisitzer verbunden bleibt. In diesem Jahr standen Veröffentlichungen zum Matrosenaufstand vor 100 Jahren im Fokus. Im Herbst erscheint der dritte Band der Reihe „Kieler Künstler von 1700 bis 1945“ von Prof. Ulrich Schulte-Wülwer. Doch es gebe noch weiße Flecken wie etwa über die Jahre nach 1960, räumt Fischer ein. Auch Kiels Rolle im Grenzkampf mit Dänemark 1920 gehört dazu. Mt dem Thema befasst sich daher 2019 ein Deutschlandstipendiat der Gesellschaft.