„Ich muss sterben“, steht über einem schwarzen Kreuz auf den DIN-A-4-Blättern. Darunter wird angemahnt, dass diese Tatsache für 54 Eichen gilt, „damit das Rathaus noch ein Industriegebiet bekommt“. Das Wörtchen „noch“ ist unterstrichen. Darunter ist ein weinendes Auge gemalt.
Organisiert wurde die Aktion von Eva und Albert Holm, die auch der „Initiative Wahlstedt“ vorstehen, in Zusammenarbeit mit Marianne Schulz. Die Stadt Wahlstedt möchte auf einem 32 Hektar großen Gelände am Bahnhaltepunkt unter anderem zehn Hektar für Gewerbe und weitere acht Hektar für Industrie ausweisen. Vor allem die Industrieflächen machen den Anwohnern Sorgen; schließlich will der Bad Segeberger Investor Torsten Ahlert in unmittelbarer Nachbarschaft einen Recyclinghof mit Steinbrechanlage bauen.
Initiative Wahlstedt wehrt sich gegen geplantes Baugebiet
Die Lärmfrage umtreibt die Anwohner am meisten. Doch derzeit ist das Umweltthema das aktuellste. In der Einwohnerversammlung war von der Stadt erklärt worden, dass unter anderem 54 prägende Bäume, eine Baumgruppe und 906 Meter Knick entfernt werden müssen, um die Planung in die Tat umzusetzen. Ersatzpflanzungen werden in Klein Gladebrügge vorgenommen, weil es laut Planer Stephan Gosch keine freien Flächen gibt, die in Wahlstedt von der Stadt für diesen Zweck erworben werden können.
„Diese Eichen und Buchen abzusägen – das ist ja Wahnsinn!“, klagt Marianne Schulz. „Manche sind gut 500 Jahre alt.“ Man dürfe sich nicht über den Klimawandel wundern, wenn eine Kommune so gedankenlos mit der Natur umgehe.
Die Schilder mit dem Kreuz wurden entlang der Kieler Straße aufgehängt, auch wenn die dortigen Bäume höchstwahrscheinlich stehen bleiben. „Die weiter hinten im Knick, die sieht man ja nicht“ erklärt Eva Holm. „Die Bäume vorn, die stehen stellvertretend, weil wir ja auch sonst auf die Felder rauf müssten.“