Projektleiter Philipp Leist von dem Münchner (Kultur-)Beratungsbüro Actori GmbH diagnostizierte gestern einen deutlich zu niedrigen öffentlichen Zuschussanteil (2017: 180.000 plus einmalig 45.000 Euro bei einem Etat von 1,45 Millionen Euro).Eine weitere Konsequenz: Der Vertrag der Intendantin Dominique Caron wird nach acht Jahren über 2019 hinaus nicht verlängert, bestätigte der geschäftsführende Gesellschafter Falk Herzog. Während ein Kulturmanager an seine Seite rücken soll, werde es künftig allenfalls noch eine auf die Sommermonate befristete Intendanz geben.
Nur 15 Prozent Zuschüssse
Wenn die Festspiele derzeit 85 Prozent ihres Etats selbst erwirtschaften müssen, sei das angesichts der Wetterrisiken keine solide Perspektive und für die privaten Gesellschafter unzumutbar, meinen die Gutachter. Bei annähernd vergleichbaren Festspielen habe man Förderwerte zwischen 23 und 35 Prozent ermittelt. Zwar sind die Zahlen für 2019 (Verdis "Maskenball" und Musical "Kiss me Kate") mit bereits 8000 verkauften Karten erneut vielversprechend, nachdem bereits im vergangenen 68. Festspielsommer ein Rekordergebnis erzielt werden konnte. Das kann aber nicht der Maßstab sein, warnt Leist.
Offenheit in ersten Gesprächen
Was die nötige Aufstockung der Zuschüsse von Stadt, Kreis und Land angeht, wurden bereits erste Informationsgespräche geführt – immerhin „erfreulich offen, verantwortungsbewusst und zukunftsorientiert“, ließ Geschäftsführer Herzog gestern Optimismus durchklingen. Absehbar notwendige Investitionen, allem voran die Erneuerung der Tribüne im Schlosspark, machen den Zuschuss-Aspekt als „Überlebensgarantie“ besonders dringlich. Andererseits, so Herzog mit Blick auf die Umwegrentabilität, "müssen wir besser herausarbeiten, was wir für die Stadt tun“.
Das Musical stärken, aber die Operntradition erhalten
Zur Profilierung der Festspiele empfehlen die Gutachter das Prinzip einer „Sommerbühne Schleswig-Holstein“, die zwar mit der Operntradition in jährlich einer Produktion nicht bricht, daneben aber das Musical als Quotenbringer stärkt. Und beides ergänzt durch zusätzliche Veranstaltungen, explizit auch für Kinder und Jugendliche – so, wie bereits für 2019 für das Torhaus der Opernscheune ein Jugendprojekt mit Webers Singspiel "Abu Hassan" in Kooperation mit der Musikhochschule Lübeck angeschoben ist.