Kiel/Hannover. Wie der NDR berichtet, hat sich die Ortsgruppe der Hells Angels in Hannover am Mittwochabend aufgelöst. Die Entscheidung gab das "PR-Team 81" auf einem Rockerportal im Internet bekannt. Die Webseite, auf der sich die Hells Angels seit Jahren präsentierten, ist seitdem nicht mehr erreichbar. Das Charter galt als tonangebend innerhalb der Gruppierung in Deutschland.
Warum sich die Hells Angels um Frank Hanebuth selbst aufgelöst haben, ist nicht bekannt. Spekuliert wird, dass die Rocker mit der Selbstauflösung eines Clubs in der Regel einem Verbot durch den niedersächsischen Landtag zuvorkommen wollten. Dieser hatte erst am vergangenen Mittwoch einstimmig beschlossen, ein Verbotsverfahren gegen die Rockergruppe einzuleiten. Möglicherweise wollte das hannoversche Charter einer Auflösung durch die Polizei zuvorkommen. Laut NDR hätte der Rockergruppe bei einem Verbot der Verlust des Vereinsvermögens gedroht. Hanebuth selbst hatte sich bereits Ende vergangenen Jahres aus Hannovers Rotlichtviertel zurückgezogen.
Ein anderer Grund für die Auflösung könnte sein, dass die bundesweite Strategie der Polizei gegen einschlägige Rockergruppierungen nun durchgreifende Wirkung zeigt. Nach der Großrazzia mit mehr als 1200 Beamten am 24. Mai in Schleswig-Holstein und Niedersachsen hatten sich einige Charter deutschlandweit aufgelöst - eine mögliche Reaktion auf den Rocker-Prozess um Steffen R. in Kiel. Dieser hat vor dem Kieler Landgericht die Hells Angels schwer belastet. Die Rockergruppe soll den seit zwei Jahren vermissten Tekin Bicer in der Kieler Preußerstraße gefoltert und ermordet haben. Den Auftrag zum Mord soll nach Aussage von Steffen R. Hanebuth gegeben haben.
Nach der Leiche von Tekin Bicer wird immer noch gesucht. Ermittler vermuten sie im Fundament einer Lagerhalle in Altenholz - doch bislang blieb die Suche ohne Ergebnis. Das Gebäude ist inzwischen komplett abgetragen.