Die KN ist ein Fenster zur Heimat

Im Gegenteil: Die gebürtige Kielerin Gisela Heike Müller interessiert sich mit inzwischen 76 Jahren noch immer brennend für das, was in ihrer Geburtsstadt und im Umland passiert. „Die Zeitung ist für mich ein Fenster in meine alte Heimat“, sagt sie. Mit über 50 Jahren wagte die ehemalige Souffleuse des Theaters Kiel, nachdem ihr Mann gestorben war, 1993 einen Neuanfang. „In der Stadt erinnerte mich alles an ihn, das konnte ich nicht mehr ertragen“, sagt sie. Es zog sie ins Ausland. „Ich war mir ganz sicher, dass es für mich nach Finnland gehen sollte“, erzählt sie. Doch dann kam es anders als geplant, denn Freunde aus Irland empfahlen ihr, sich die Grüne Insel doch einmal näher anzuschauen. „Und ich dachte mir, was soll ich denn da? Ein flaches, grünes Land? Das ist nichts für mich.“ Der Zufall und ein Schnäppchen änderten kurz darauf ihre Meinung. „Im Januar 1993 konnte man für nur 20 D-Mark nach Irland fliegen“, erinnert sich die 76-Jährige. Einzige Bedingung war, dass die Reisenden mindestens zehn Tage im Land blieben. So mietete sich Gisela Heike Müller mit einem Bekannten kurzerhand ein Auto und fuhr vom Süden Irlands nach Norden. Die Insel präsentierte sich dabei von ihrer besten Seite: „Wir durchquerten alle Counties, und immer war schönes Wetter.“ Als sie schließlich bei ihren Freunden in Donegal ankam, schauten sie sich schon gemeinsam Häuser an. „Das erste war nichts für mich, aber dann kamen wir zu einem Haus, das ich sofort in Herz geschlossen habe“, sagt sie. Die Lage und der Ausblick auf die Mulroy Bay überzeugten die gebürtige Kielerin sofort davon, sich dort niederzulassen. „Im September 1993 bin ich mit zwei Koffern, drei Perserkatzen und einem Papagei nach Letterkenny umgezogen.“ Schnell hat sie sich dort eine neue Existenz aufgebaut, arbeitet heute noch als Naturheilerin. Nur viermal war sie seitdem in Deutschland. Ihren Umzug hat sie nicht bereut. Ein bisschen Heimweh bleibt dennoch: „Ich bekomme noch immer den Kieler Kaffee von Kaffee Heyck hierher geschickt, genauso die KN. Das brauche ich einfach.“ Auch wenn die Zeitung im Herbst und Winter nicht immer tagesaktuell den Weg in Müllers Zuhause findet, schmälert das nicht ihre gute Laune. Dann liest sie auch gerne zwei oder drei Ausgaben auf einmal. „Ohne die Kieler Nachrichten würde mir in meinem Leben etwas fehlen. Nur eine Sache vermisst sie noch mehr auf der Grünen Insel: „Hier gibt es keine Kieler Sprotten.“

150 Jahre Kieler Nachrichten - Die KN ist ein Fenster zur Heimat