Silke Rönnau und das Kloster Preetz

Diese Ruhe! Gerade eben rauschten noch die Autos und Lkw auf der Hauptstraße an mir vorbei. Ein paar vorsichtige Schritte über jahrhundertealtes, holpriges Kopfsteinpflaster reichen – und durch das Torhaus des Preetzer Klosters betrete ich eine andere Welt. Eine stille Welt, in die ich im hektischen Alltag nur zu gern eintauche. Auf Fahrradtouren und Spaziergängen mache ich immer wieder einen Abstecher über das Gelände, in der kaum ein Geräusch außer dem Vogelgezwitscher in die Gedanken dringt. Auch in der Mittagspause zieht es mich ab und zu dorthin. Von der Redaktion brauche ich nicht einmal fünf Minuten, um mehrere Jahrhunderte zurück in die Geschichte zu reisen. Eine Zeit, in der es noch keine Telefone und E-Mails gab. Dafür gab es neben der Gottesfürchtigkeit auch schon Geldverschwendung. Wir Preetzer haben es einer Frau zu verdanken, dass das vor über 800 Jahren gegründete Benediktinerinnenkloster vor dem finanziellen Ruin gerettet wurde. Priörin Anna von Buchwaldt überredete Ende des 15. Jahrhunderts den Bischof, ihr auch für einige Jahre das Amt des Klosterprobsten zu übertragen. Nach ihrer Amtszeit gehörte das Kloster zu den reichsten im Lande – und besaß einen neuen Schatz: die Bilderbibel. Der Rundweg führt vorbei an den roten Backsteinhäusern, am weißen Haus der Priörin, an vielen anderen historischen Gebäuden und blühenden Gärten bis hin zur Kirche. Die ich besonders liebe. Den leicht kalkigen Geruch, die beeindruckenden Kunstwerke und den besonderen Klang bei Konzerten. Und in der ich selbst als Musikerin im Preetzer Blasorchester beim jährlichen Benefizkonzert für den Erhalt der Bilderbibel spielen darf. Hinter der Kirche suche ich noch schnell nach ein paar Kastanien, die ich in die Tasche stecke, und trete mit einem letzten Blick auf die stattliche Eiche den Weg zurück in die Gegenwart an. Erholt, entschleunigt – und gestärkt für den Stress des Alltags.

150 Jahre Kieler Nachrichten - Silke Rönnau und das Kloster Preetz