Das Leben ist kurz, die Kunst ist lang

Die Fakultät wurde anfangs durch zwei Professoren vertreten, die vor allem theoretische Kenntnisse vermittelten. Die praktische Ausbildung erfolgte außerhalb der Universität. 350 Jahre später kann die Fakultät für Forschung und Lehre viele Einrichtungen der CAU und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) auf dem Campus Kiel nutzen: Das gilt für die vorklinischen und klinisch-theoretischen Institute ebenso wie für die Kliniken. Kooperationspartner sind außerdem das Forschungszentrum Borstel, das Max-Planck-Institut in Plön sowie die Lübecker Universität. Die rund 1700 Medizin- und 420 Zahnmedizinstudenten sowie 95 Professoren und Professorinnen sollen nicht nur von wissenschaftlichen Netzwerken und interdisziplinären Profilbereichen profitieren können, sondern auch von einer „Kiel-typischen Art“ des Lernens und des Lehrens. Laut Studiendekan Prof. Ingolf Cascorbi zeichnet sich diese durch ein persönliches Miteinander sowie eine grundständige Ausbildung aus. „Wir glauben, dass es am sinnvollsten ist, erst die Grundlagen zu lehren, um anschließend tiefer in die Fachbereiche einzusteigen.“ Dabei werden die Studierenden auch an die medizinischen Herausforderungen der Zukunft herangeführt. „Durch bessere Hygiene und Impfungen sind viele Krankheiten stark zurückgegangen oder gar ausgerottet worden“, erklärt Dekan Prof. Ulrich Stephani. „Daher konzentrieren wir unsere Forschung heute auf die modernen Volkskrankheiten und fragen, warum Menschen in welchem Alter und mit welchen genetischen Anlagen bestimmte Krankheiten bekommen.“ Der interdisziplinäre Forschungsschwerpunkt der Fakultät mit dem Arbeitstitel „Alterungsabhängige Mechanismen der Manifestation von Krankheiten“ ist laut Stephani „die große Überschrift“ über den drei Profilbereichen Entzündung, Onkologie und Neurowissenschaften. „Das ist ein sehr breites Spektrum, das auf der langen Historie unserer Fakultät fußt“, sagt Prodekan Prof. Christoph Röcken. „Die Medizin steht vor großen Herausforderungen, Mathematik und Naturwissenschaften werden immer wichtiger, wir müssen große Datenmengen erfassen und auswerten“, erklärt Dekan Ulrich Stephani. Als weitere Aufgabe der Zukunft betrachtet Stephani die Lösung des immensen Finanzproblems – auch wenn er weiß, dass diese nicht in greifbarer Nähe liegt. „In der Politik ist aber zumindest das Bewusstsein vorhanden, dass die Medizin unterfinanziert ist.“ Ende 2016 soll dennoch der Grundstein für ein großes Bauprojekt gelegt werden: Im Rahmen des Sanierungsplans für das UKSH bekommt die Medizinische Fakultät neue Forschungsbauten und einen „echten“ Campus, der auch städtebaulich Akzente setzen soll. 87 Millionen Euro soll das Projekt kosten. „Forschung braucht Freiräume“, sagt Prodekan Christoph Röcken. „Das ist durchaus auch räumlich zu verstehen.“

350 Jahre CAU Kiel - Das Leben ist kurz, die Kunst ist lang