Weltoffen und multikulturell

Der Kieler Campus spricht viele Sprachen. Die Zahl der Studierenden, die für einige Semester aus dem Ausland nach Kiel kommen, steigt kontinuierlich – in vielen Teilen der Welt stehen deutsche Abschlüsse hoch im Kurs. In den vergangenen Jahren sind es vor allem Chinesen gewesen, die für ihr Studium an die Förde gezogen sind. Fast 200 junge Leute aus dem Reich der Mitte sind es aktuell. Meist besuchen sie englischsprachige Wirtschaftsstudiengänge und streben dabei einen Master an. Einer von ihnen ist Wenzhz’ Yan. Der 25-Jährige aus der ostchinesischen Provinz Shandong studiert in Kiel Volkswirtschaft. Das Institut sei sehr bekannt und habe in seiner Heimat einen guten Ruf, sagt Wenzhz’. In etwa eineinhalb Jahren möchte der junge Mann mit seinem Abschluss in der Tasche zurück nach China, um dort als Wirtschaftswissenschaftler zu arbeiten. „Dort ist mein Zuhause, meine Familie“, sagt er. Auf die Jahre in Deutschland hat sich der angehende Wissenschaftler gut vorbereitet. Schon in China hat er Sprachkurse besucht. Ein Vorteil beim Studium in Deutschland sei, dass keine Studiengebühren fällig würden. Bei vergleichbaren Studiengängen in angelsächsischen Ländern könnten ohne Stipendium während des Studiums mehrere Zehntausend Dollar oder Pfund zusammenkommen. „In Deutschland ist das anders“, sagt Wenzhz’ Yan. „Hier muss ich nur meine Wohnung und das Essen finanzieren.“ Auch Zhen Zeng ist aus China zum Studieren an die Kieler Förde gekommen. Seit 2007 besucht er Vorlesungen und Kurse für Deutsch und Pädagogik an der CAU. Der 31-Jährige ist in diesen Studiengängen als Asiate aber eher ein Exot. „Viele meiner Kommilitonen stammen aus dem europäischen Ausland. Aber das sieht man ihnen ja nicht gleich an“, sagt der junge Mann. Was er später mit seinem Abschluss machen will, weiß Zhen Zeng noch nicht. Ammar Al-Ammari hat Zahnmedizin studiert und arbeitet derzeit an seinem Doktortitel. Seit fünf Semestern ist er in Kiel. Als er vor Jahren aus dem Jemen nach Deutschland gekommen ist, hat er gleich Sprachkurse an der Volkshochschule besucht. „Eigentlich ist Deutsch gar nicht so schwer“, sagt der 30-Jährige. „Jedenfalls nicht so schwer wie ein Medizinstudium.“ Immer wieder bekam Ammar Al-Ammari Hilfe im International Center. Dort kümmern sich die Mitarbeiter um ausländische Studenten, helfen beim Papierkram, vermitteln Tutoren und Praktika oder unterstützen die Studenten aus fremden Ländern bei der Wohnungssuche in Kiel. Vor allem zu Beginn der Wintersemester – während die Einschreibungen für die meisten englischsprachigen Studiengänge laufen – ist der Ansturm auf das International Center groß. „Schon vor den Einschreibungsterminen erreichen uns viele Mails aus dem Ausland, in denen sich angehende Studenten aus vielen Ländern über die Kieler Uni und die Studiengänge erkundigen“, sagt Angelika Koslowski, Beraterin im International Center. Von den fast 2000 Studierenden mit ausländischem Pass haben etwa 400 zuvor schon ihr Abitur in Deutschland bekommen. Dennoch werden vor allem englischsprachige Masterstudiengänge nachgefragt. Einige Fachrichtungen scheinen bei Studenten aus bestimmten Ländern besonders beliebt zu sein. Während Russen in Kiel gern Medizin oder Betriebswirtschaftslehre studieren, liegen bei den Ukrainern und den Chinesen Wirtschaftsstudiengänge und bei Iranern Materialwissenschaften hoch im Kurs. Außerdem bei Studenten vieler Länder sehr beliebt: Studiengänge aus dem Bereich der Agrarwissenschaften. Rechtlich ist die Zahl der Studienplätze für ausländische Studenten begrenzt. Bundesweit sind fünf Prozent der Plätze in Fächern mit Staatsexamen für Ausländer reserviert. In Schleswig-Holstein gilt für alle anderen Fächer eine Acht-Prozent-Hürde. Auch bei den Forschern, Dozenten und Professoren steigt die Zahl der Mitarbeiter, die aus dem Ausland zum Unterrichten nach Kiel kommen. Aktuell arbeiten 116 Vollzeitbeschäftigte Dozenten und Professoren mit ausländischer Staatsbürgerschaft an der CAU. Die meisten haben eine Lehrverpflichtung in der Philosophischen Fakultät, gefolgt von der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät und der Technischen Fakultät.

350 Jahre CAU Kiel - Weltoffen und multikulturell