500 Beschäftigte aus Sozial- und Erziehungsdienst demonstrieren in Kiel

„Wo sind die Kitas in Kiel?“, ruft ein Mann durch ein Megafon auf dem Rathausplatz. „Am Boden“, schallt es von den rund 500 Beschäftigten aus dem kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst zurück. Sie streikten am Donnerstag in Kiel und dem Kreis Plön den zweiten Tag in Folge. Um 10 Uhr sind sie am Gewerkschaftshaus in der Legienstraße mit einer Demo gestartet – vorbei an ihren städtischen Arbeitgebern im Rathaus bis zum Büro des Kommunalen Arbeitgeberverbands an der Reventlouallee. „Die Beschäftigten sind stinksauer. Sie sind kaputt und am Limit. Die Politik beklatscht ihre wichtige Arbeit, aber es passiert nichts“, sagt Frank Schischefsky, Sprecher der Gewerkschaft Verdi. Ein Sozialarbeiter für 400 Schülerinnen und Schüler: „Kein Bock mehr zu diesen Bedingungen“, hatten die Streikenden auf ihre Plakate geschrieben. „Ich schwöre, unsere Bezahlung ist ehrenlos“ ist da zu lesen. Oder: „Systemrelevant, ausgebrannt“. Die Beschäftigten aus Kitas, der Schulsozial- und Jugendarbeit wünschen sich mehr Personal, aber auch mehr Zeit zur Vor- und Nachbereitung und Entlastungstage. Am 16. und 17. Mai sitzen die Gewerkschaften wieder mit den Arbeitgebern am Verhandlungstisch. „Ich bin für bessere Arbeitsbedingungen hier“, sagt Marcus Diener (40). Der Schulsozialarbeiter ist an einer Gemeinschaftsschule allein zuständig für 400 Kinder. „Das wird langsam zur chronischen Arbeitsüberlastung.“ Aus seiner Sicht wäre es gut, wenn an Schulen jeweils ein Mann und eine Frau für die Schulsozialarbeit vor Ort wäre, um bei allen Problemfeldern gut helfen zu können. Lesen Sie auch Wie Eltern sich für den Kita-Ausfall in Schleswig-Holstein wappnen Erzieher in Ausbildung: Für viele ein Traumjob – doch die Bezahlung lässt zu wünschen übrig So sieht der Arbeitsalltag einer Erzieherin aus „Ich wünsche mir mehr Anerkennung für das, was wir leisten“, sagt Schulsozialarbeiter Thomas Paetsch. Viele Kolleginnen und Kollegen hätten keine vollen Stellen. Bei der tariflichen Eingruppierung kämen gerade Schulsozialarbeiter mit eigener Familie gerade so über die Runden. „Das ist auch für Berufsanfänger nicht gerade attraktiv“, so der 45-Jährige. Kritik gab es unter den Demonstranten zudem an einer Videobotschaft der Kieler Bildungsdezernentin Renate Treutel, in der sie am Montag zum Tag der Kinderbetreuung den Fachkräften für ihr Engagement gedankt hatte. Das sei wohl das neue Klatschen auf dem Balkon. Applaus reiche aber nicht, so der Tenor. Der Beruf müsse aufgewertet werden. Verdi und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatten auch in Neumünster, Flensburg, Lübeck, Norderstedt und Henstedt-Ulzburg sowie in den Kreisen Rendsburg-Eckernförde, Schleswig-Flensburg, Dithmarschen, Nordfriesland am Donnerstag und Freitag das Personal im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst zum Streik aufgerufen.