Im Bauausschuss heimste das vorgetragene Konzept einhellige Zustimmung ein: Alle Mitglieder stimmten für die Finanzierung – lediglich eine kleine Befürchtung äußerte Grünen-Ratsherr Arne Stenger: „Der Anreiz ist nur da, wenn das Fahren Spaß macht.“ Ihm zufolge ist der „Qualitätsstandard“ eines sogenannten Bike-Sharing-Systems „fundamental“.
Aus Fehlern anderer Anbieter lernen
Stenger hatte dabei sicherlich das Negativ-Beispiel Obike aus München im Sinn – dort sorgten fahruntaugliche Räder im Stadtgebiet für Ärger, nachdem der Anbieter in finanzielle Schieflage geraten war. Auch in Hamburg waren Tausende dieser Modelle bereits angeliefert worden. Sie wurden aber niemals auf den Markt ausgerollt. Stattdessen wurden sie zwischenzeitlich für 69 Euro pro Stück verschleudert, bis sich das Verbraucherschutzministerium Schleswig-Holstein einschaltete und den Verkauf aus Sicherheitsgründen verbot.
Baustein auf dem Weg zur Mobilitätswende
In einem solchen Fiasko soll das Projekt Leihrad in Kiel nicht enden: „Fahrräder haben das größte Potenzial, urbane Verkehrsprobleme zu lösen. Dazu gehört aus unserer Sicht ein Leihfahrradsystem, um die Entfernung zwischen Haustür und Bushaltestelle oder Hauptbahnhof schnell und umweltfreundlich zurückzulegen. So wird auch der ÖPNV gestärkt“, erklärten am Tag nach dem Ausschuss die umwelt- und verkehrspolitischen Sprecher der Ampelkooperation, Max Dregelies (SPD), Arne Stenger (Grüne) und Christian Musculus-Stahnke (FDP).
Sie knüpften dabei an eines der aktuell kontroversesten Themen im Kieler Verkehr an: „Die Diskussion um Fahrverbote am Theodor-Heuss-Ring zeigt, wie wichtig die Mobilitätswende ist“, heißt es, „ein Leihrad-System kann dabei ein Baustein auf dem Weg zur Mobilitätswende sein. Das Pilotprojekt sollte schnell auf alle Stadtteile ausgeweitet werden, um den Fahrradverkehr in ganz Kiel zu fördern.“
Umlandgemeinden sollen bald mitmachen
Für die Pilotphase gibt es 300.000 Euro aus dem Kieler Haushalt. Im Antrag heißt es vielversprechend: „Aktuell wird auch geprüft, ob sich erste Umlandgemeinden bereits in der Pilotphase beteiligen.“
"Campus-Rad" scheiterte Ende 2017
Der jüngste ambitionierte Versuch eines Leihradanbieters in Kiel war allerdings Ende 2017 gescheitert: Campus-Rad hieß der damalige Testballon der Christian-Albrechts-Universität in Kooperation mit dem Anbieter der Deutschen Bahn, Call-a-Bike. Ganz anders dagegen das Stadtrad in Hamburg. Dort wird das Angebot gerade auf rund 4500 Räder ausgeweitet.
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