Adventskalender in Kiel: So bekommt das Ehrenamt in der Wik ein Gesicht

Die schöne Idee dazu hatte Anne Schmitt-Hollenberg. Und 24 gute Seelen in der Wik für den Kalender zu finden, war für sie überhaupt kein Problem. Weil die Kontakte derzeit stark eingeschränkt sind, kam Anne Schmitt-Hollenberg von der Diakonie Altholstein auf die Idee, am Schaufenster des Generationentreffs in der Holtenauer Straße 360 Menschen vorzustellen, die sich ehrenamtlich für andere in der Wik einsetzen. Zum einen, um zu zeigen, dass sie trotz Kontaktbeschränkungen alle noch da sind und „sich einige Anregungen holen können, was sie ehrenamtlich machen können“, sagt sie. Und so sah sie schon manch neugierige Passanten am Schaufenster sehen. 24 Türchen, hinter denen sich Din-A-4 große Blätter befinden, auf denen sich Ehrenamtliche mit Foto und ein paar Zeilen vorstellen: „Sie sind aktiv bei Besuchsdiensten, im Sportverein, sind Gruppenleiter, organisieren Gottesdienste oder helfen dabei, den Betrieb der Kleiderkammer zu sichern“, sagt sie. Zahl der öffentlichen Kalender in Kiel wächst: Alle eint, dass sie kein großes Aufheben um ihren Einsatz machen. „Genau das sollten sie aber mal“, sagt Schmitt-Hollenberg und kam auf die Idee mit dem Kalender. Sie hat aber auch beobachtet, dass es in Kiel einen regelrechten Boom gibt von Kalendern in der Öffentlichkeit, in Supermärkten oder bei Vereinen. Lesen Sie auch: Sozialverband fordert: Altersgrenzen im Ehrenamt abschaffen Zu den Ehrenamtlichen, die sich im Generationentreff in der Holtenauer Straße 360 vorstellen, gehören Erika Skibbe und Michael Tesch. Die 71-Jährige hat die Hospiz-Initiative Kiel mit aufgebaut, war viele Jahre im Vorstand und Sterbebegleiterin. Vor einigen Jahren hörte sie aus gesundheitlichen Gründen auf und ist für die Emmaus-Kirchengemeinde im Besuchsdienst aktiv. „Dabei geht es in den Gesprächen viel um Einsamkeit und Fragen zum Thema Versorgung“, sagt sie. Aber auch um Gemeinschaft, so besucht sie ein älteres und seit 50 Jahren verheiratetes Ehepaar, um mit ihnen zu plauschen und zu spielen. „Manchmal werde ich dort auch mit einem Sherry empfangen“, sagt sie. Für sie ist dieses Ehrenamt eine persönliche Bereicherung: „Man kann nie genug geben und bekommt immer mehr zurück.“ Michael Tesch organisiert das Frühstück im Mercatortreff: Ähnlich ist die Motivation bei Michael Tesch. Er organisiert seit vielen Jahren einmal im Monat ein Frühstück im Mercatortreff mit rund 20 bis 30 Menschen. „Sehr viele ältere Menschen, für die es ein Highlight ist, sich zu treffen und miteinander zu sprechen“, sagt er. Manchmal geht es um Krankheiten, Missverständnisse in der Nachbarschaft, aber vor allem um ein nettes, geselliges Miteinander. Um den Abstand zu wahren, reduzierte er auf zehn Teilnehmer. „Dass wir das im Moment nicht dürfen, ist richtig traurig“, sagt Tesch. Um 9 Uhr geht es normalerweise los, „einige sind schon um kurz nach 8 Uhr da“. Damit er vorher genügend einkaufen kann, tragen sich die Teilnehmer vorab in eine Liste ein und zahlen pro Person vier Euro. Tesch macht das gerne und alleine, würde sich aber über einen Mitstreiter freuen. „Die Idee von Anne Schmitt-Hollenberg ist einfach wunderschön und macht Mut“, sagt Marion Janser, Fachbereichsleiterin Senioren und Quartiersarbeit bei der Diakonie Altholstein. Besonders, weil die Ehrenamtlichen aus unterschiedlichen Bereichen und für unterschiedliche Träger im Einsatz sind. Sie betont aber auch, dass viele Projekte derzeit nicht möglich sind, „aber wir sind telefonisch erreichbar, wenn jemand reden möchte“.