Anna Langsch (Grüne) ist die erste trans Frau im Landtag von Schleswig-Holstein

Was für ein Abend: Noch im Glückstaumel beschreibt Anna Langsch am Morgen nach ihrem Direkteinzug in das Kieler Landeshaus ein „absolut geiles Gefühl“. Die 39-Jährige war erst im August 2020 Co-Vorsitzende der Grünen in Kiel geworden – weniger als zwei Jahre später wurde sie am Sonntag bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein zur Abgeordneten gewählt, als erste offene trans Frau. Langsch kann ihren Erfolg noch gar nicht fassen: Am Montagnachmittag geht es für Langsch zum Dreiecksplatz in Kiel: Hier hatte die grüne Bretterbude den Wahlkampf-Anlaufpunkt der Grünen im Westen markiert. Kurz vor dem Abbau schildert Langsch ihre aufgewühlte Gefühlswelt: „Ich habe noch kein Verständnis davon, was das für mich bedeutet. Das Parlament übt für mich eine große Faszination aus.“ Am Vorabend hatte sie 31,8 Prozent der Erststimmen im Kieler Westen erhalten, das Direktmandat. Und das ist für sie erstmals ein Sitz in einem Vertretungshaus. „Ich bilde mir nicht ein, dass ich das allein geleistet habe“, lobt sie ihre Unterstützung durch das Team. Aber sie ahnte ihren Erfolg bereits frühzeitig: Noch vor den ersten Umfrageergebnissen hatte sie sich im KN-Gespräch bereits „gute Chancen ausgerechnet“. „Die queeren Themen waren Teil meiner Kandidatur“: „Ich glaube schon, dass ich für diesen Wahlkreis die richtige Kandidatin war“, sagt Langsch selbstbewusst. „Ich wollte für die queeren Themen in den Landtag, und das ist Teil meiner Kandidatur gewesen.“ Langsch repräsentiert selbst das Überschreiten der Geschlechtergrenzen, auch beruflich in der langjährigen operativen Leitung des Haki-Zentrums in Kiel. Hier können sich Menschen einfinden und austauschen, die Lesben, Schwule, bi-, trans-, intersexuell oder queer sind. Lesen Sie auch Wahlkreise: Das sind die Siegerinnen und Sieger in Kiel Wahlparty: Grüne lachen und weinen zugleich Kieler Grüne beschließen sieben Programmkongresse Langsch weiß daher, dass ihr Erfolg auch Strahlkraft über Kiel und Schleswig-Holstein hinaus hat. „Den queeren Menschen gibt das Zuversicht.“ Aber nicht nur die seien selbstverständlich nicht einheitlich. So betont sie: „Niemand will auf ein Thema reduziert werden.“ In engem Zusammenhang sieht sie die Bereiche Soziales und Gleichberechtigung. Den Vorsitz der Grünen in Kiel muss sie bald abgeben: Als steile parteipolitische Aufsteigerin müsse sie sich in die neue Rolle als Abgeordnete erst einmal einfinden. Der Bezug der Räume im Landeshaus und die erste Klausur sind für Dienstag angedacht – gerne will Langsch aber auch weiter viel mobiles Arbeiten umsetzen. Denn da ist ja noch der Co-Vorsitz der Kieler Grünen. „Die Trennung von Amt und Mandat gilt natürlich auch für mich“, verweist Langsch auf ein traditionelles Grünen-Mantra. „Aber so das alle wollen, würde ich diese Legislatur noch zu Ende machen.“ Im August wird der Vorstand der Grünen in Kiel neu gewählt. Mit ihrem Co Luca Köpping hat Langsch bereits die ersten Vorbereitungen für die Kommunalwahl 2023 auf den Weg gebracht und freut sich darauf, „den Wahlkampf dann aus ganz anderer Rolle zu begleiten“.