Bebelplatz in Kiel: Kompromiss im Pollerstreit in Sicht

„Das Thema hat mich die letzten Tagen fast zu 100 Prozent beschäftigt“, ließ Ortsbeiratsvorsitzender Detlef Langfeldt (SPD) zu Beginn der Diskussion durchblicken, wie stark die Absperraktion die Menschen im Stadtteil bewegt. Wie berichtet, hatte die Stadtverwaltung entlang der kleinen Ladenzeile Bebelplatz 9-11 die Straße mit Pollern vom Radweg getrennt, weil der immer wieder zugeparkt worden war. Prompt protestierten die dort ansässigen Geschäftsleute, weil sie nicht beteiligt worden seien und um den gesamten Standort fürchten. Ausgangspunkt allen Ärgers war laut Detlef Langfeldt eine kleine Radtour, an der er selbst im März teilgenommen hatte. Dabei ging es um die Bedingungen für den Radverkehr in Elmschenhagen, wo der ständig blockierte Radweg am Bebelplatz besonders unangenehm auffiel. Stadt sichert "gute Lösung" zu : Unabhängig vom für Langfeldt durchaus nachvollziehbaren Einschreiten des Tiefbauamtes drückte Steffi Harms vom städtischen Referat für Wirtschaft nun ihr Bedauern darüber aus, dass die Betroffenen nicht informiert wurden. „Wir bemühen uns um eine gute Lösung insbesondere für die Geschäftsleute“, sicherte sie zu – und verwies zugleich darauf, dass man unterm Strich „die Belange aller Verkehrsteilnehmer einbeziehen“ müsse. Ortsbeirat Marcel Schmidt (SSW) begrüßte spontan diese „versöhnlichen Signale“. In der trotz Coronakrise und Pflicht zum Dauer-Mund-Nasen-Schutz sehr gut besuchten Sitzung wurde aber auch deutlich, dass sich längst nicht alle dem Protest vom Bebelplatz anschließen. Von einer „super Lösung“ durch die Poller sprach ein Elmschenhagener Einwohner, während eine Vertreterin vom Bund für Umwelt und Naturschutz darauf pochte, dass die Mobilitätswende in Kiel nun mal beschlossene Sache sei und nicht bei jedem Anlass in Frage gestellt werden könne. Auch eine weitere Besucherin wunderte sich über den Protest. Hier werde „mit großem Geschrei gefordert, dass man die Leute, die sich illegal verhalten haben, unterstützen soll“. Verkehrsanbindung für Geschäftsleute wichtig: Unterdessen betonte Ortsbeirat Klaus Gübel (SPD): „Wir müssen hier an alle denken, auch an die Geschäftsleute und ihre Zulieferer.“ Um Verständnis warb zudem noch einmal der betroffene Apotheker Dr. Holger Scherlies. Der Standort Bebelplatz sei dringend auf eine vernünftige Verkehrsanbindung angewiesen, hob er hervor: „Das ist existenziell wichtig, wir reden hier über Arbeitsplätze und Nahversorgung und darüber, dass dieser Teil von Elmschenhagen nicht auch noch stirbt.“ Weil das nun wirklich niemand will, hat der Ortsbeiratsvorsitzende mit Unterstützung einer kleinen Kommission einen Kompromissvorschlag ausgearbeitet. Demnach soll der Radweg durch farbliche Markierung nach rechts versetzt werden, damit Autos halbseitig auf der bisherigen Trasse parken können. Das jedoch setzt voraus, dass die Eigentümer mitmachen, weil der Radweg dann über deren Grund führen würde. Außerdem fordert der Ortsbeirat, der sich bei einer Gegenstimme für den Vorschlag aussprach, dass zuvor im Rathaus geprüft wird, ob die Idee verkehrs- und ordnungsrechtlich tragfähig ist. "Bebelplatz muss mit dem Auto erreichbar bleiben": Zumindest bis der Bebelplatz irgendwann grundsätzlich überplant ist, könnten die dort ansässigen Geschäftsleute mit diesem Provisorium leben. Und auch die Rentnerin Ursula Christen, die zu den Mitbegründerinnen der Initiative „Leben und Wohnen in Kroog“ gehört, würde eine solche Lösung befürworten: „Wir in Kroog haben ja seit Jahren gar keine Einkaufsmöglichkeiten mehr, also muss wenigstens der Bebelplatz erhalten bleiben und mit Autos erreichbar sein.“ Was die Seniorin davon abgesehen allerdings viel mehr bemängelt, ist ein wirklich umfassendes Konzept für das Quartier Bebelplatz. „Da passiert einfach nichts“, kritisiert sie.