Bilanz 2020 in Kiel und Co.: Weniger Verkehr, weniger Blitzer-Fotos?

Die Alltagseinschränkungen infolge der Corona-Bekämpfung haben den Verkehr beeinflusst, sodass die Stadt Kiel in der Jahresbilanz weniger Geschwindigkeitsverstöße und als Folge weniger Verwarnungs- oder Bußgelder erwartet. Das schätzt Ordnungsdezernent und Kämmerer Christian Zierau. Kiel plant keine neuen Standorte für Blitzer: Zumal die Stadt die Anzahl der Messgeräte und ihre Standorte im Vergleich zum Vorjahr nicht verändert hatte. Auch für das nun neue Jahr seien keine weiteren stationären Blitzer und keine Umsetzungen geplant. Allerdings könnten durch Weiterentwicklung der Technik zusätzliche mobile Standorte möglich werden. Lesen Sie auch: Zwei Blitzer waren 2018 besonders effektiv Auch 2021 soll in Kiel vorwiegend an Schulen und Kindergärten sowie dort geblitzt werden, wo Gefahren- und Lärmstellen im Verkehr auffallen, heißt es aus dem Ordnungsamt. Außerdem könne man ergänzend Beschwerden und Hinweisen der Bürger nachgehen und flexibel reagieren. Alle Geschwindigkeitskontrollen der Landeshauptstadt entsprechen dem Erlass für die polizeiliche und kommunale Geschwindigkeitsüberwachung in Schleswig-Holstein, so Zierau, der sich versöhnlich gibt: "Verwarnungs- und Bußgelder als Sanktion dienen der Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden und nicht dem städtischen Haushalt. Daher freue ich mich hier auch einmal über geringere Einnahmen und hoffe, dass dieser Trend ohne die Corona-Pandemie anhält." Genaue Zahlen will Kiel weder vorläufig noch bis einschließlich November veröffentlichen. Auch die Stadt Neumünster gibt noch nichts heraus. Die Umlandkreise blitzten höchst unterschiedlich: In den Kreisen im Kieler Umland sind dagegen überraschenderweise extrem unterschiedliche Jahresbilanzen zu erwarten. Der Kreis Rendsburg-Eckernförde hat in den ersten drei Quartalen 35.974 Verstöße geahndet, 13,39 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum (31726). Die Einnahmen stiegen sogar von 2.370.808 auf 2.901.805 Euro, also um 22,4 Prozent. Vor allem im ersten Quartal habe die Scharfschaltung der neuen Blitzanlage auf der Rader Hochbrücke zu Buche geschlagen, auch Messungen der Polizei in einer A7-Baustelle in Höhe Krogaspe seien auffällig gewesen, heißt es vom Kreis. Lesen Sie auch: Der Panzer-Blitzer ist wieder da Während in Rendsburg-Eckernförde die Polizeimessungen bereits eingerechnet sind, nennt der Kreis Plön vorerst lediglich die kreiseigenen Zahlen. Aber auch diese sind im Zeitraum Januar bis November im Vergleich zum Vorjahreszeitraum angestiegen: 2019 waren es 17.547 Verstöße, 2020 dagegen 19.039. Die Einnahmen stiegen damit von 480.115 auf 603.719 Euro, so Sprecherin Rebekka Merholz. Nach politischem Chaos im Sommer wird der eigentlich seit April geltende neue Bußgeldkatalog im Straßenverkehr derzeit nicht angewandt: Auch Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) setzte die neuen Strafen vorerst aus. Damit gilt nach wie vor für Pkw- und Motorradfahrer: Wer innerorts 21 bis 25 Stundenkilometer zu schnell fährt, kriegt einen Punkt und zahlt 80 Euro, außerorts sind es 70 Euro. Zwischen 26 und 30 km/h Übertretung kosten innerorts 100, außerorts 80 Euro. Happig wird es ab 31 km/h innerorts, wo zwei Punkte, 160 Euro und ein Fahrverbot drohen – außerorts passiert das erst ab 41 Stundenkilometern. Aber: Ein Fahrverbot kann vorher winken, wenn innerhalb eines Jahres zweimal mehr als 26 km/h zu viel geblitzt wurden. Die beiden auffälligsten Messungen gab es auf der B 76: Im November fuhr ein Kleintransporter von Kiel nach Plön in Höhe Schwentinental 125 statt erlaubter 60 Stundenkilometer. Im April war ein Autofahrer zwischen Eutin und Plön in Kleinmeinsdorf mit 164 statt 70 erlaubter Stundenkilometer unterwegs. Ostholstein und Segeberg blitzen wohl weniger: Die Kreise Ostholstein und Segeberg dagegen erwarten einen gegenteiligen Trend: Bis Ende Oktober 2020 fielen zwischen Fehmarn und Lübeck 42.923 Fahrzeuge negativ auf – im gesamten Vorjahr waren es 65.248. Nach bisherigem Stand sank allerdings auch die Quote der Zu-Schnell-Fahrer von 11,38 Prozent auf 10,07. Im Kreis Segeberg blitzte es im Jahr 2019 von Januar bis November 41.038-mal, 2020 nur noch 29.290-mal. Die Einnahmen sanken in den Zeiträumen von etwa 3,5 Millionen auf rund 2,5 Millionen Euro. "Tendenziell stellen wir für das Jahr 2020 fest, dass die Fallzahlen und damit auch die Einnahmen insgesamt geringer ausfallen werden als im Vorjahr", sagt Sprecherin Sabrina Müller. "Dies hängt ziemlich sicher mit der Pandemie zusammen, da es vor allem während der Shutdown-Zeiten weniger Verkehr gab als üblich." Lesen Sie auch: Mit 65 km/h vor Kindergarten geblitzt Auch die Landespolizei meldet eine Abwärts-Tendenz. Bis Ende November 2020 stellte die Behörde landesweit 480.282 Verstöße fest, 2019 waren es insgesamt 647.520, so Sprecher Marcel Schmidt. Die Polizei ist vor allem auf Bundesstraßen und Autobahnen, meist außerorts, für die Geschwindigkeitsüberwachung zuständig. Die Kommunen übernehmen Blitzer auf niedriger gewichteten Straßen. Ausnahmen bestätigen die Regel.