Brief der Sportvereine in Kiel: Auch OB Ulf Kämpfer will Sport ab Januar

"Ich weiß, wie schwierig die Lage vieler Vereine ist", sagt Kämpfer. "Das macht mir Sorge." Die Verwaltung freue sich nicht nur über die aktuellen Spitzenreiter Holstein Kiel und THW, sondern stehe auch an der Seite des Breitensports. Zwar räumt Kämpfer ein, den Inhalt des Briefes bisher lediglich aus den Kieler Nachrichten zu kennen – aber er betont: "Wir sind unabhängig von dem Schreiben bereits mit verschiedenen Vereinen im Kontakt und unterstützen, wo wir können." Videokonferenz soll Forderungen bündeln: Sein konkreter Vorschlag in Reaktion auf die alarmierenden Zeilen der Vereine: eine Videokonferenz. Zwei Aspekte sollen thematisiert werden: Wie kann die Stadt organisatorisch oder finanziell helfen? Und es sollen gemeinsam Forderungen an die Landesregierung zur Unterstützung der Vereine und zum Wiederermöglichen des Trainingsbetriebs im neuen Jahr unter Corona-Bedingungen erarbeitet werden. Vor allem der zweite Punkt sorgt für Zuversicht auf Seiten des Sports: "Die Reaktion stimmt mich positiv, dass Ulf Kämpfer unsere Belange ernst nimmt", sagt Bernd Lensch, zweiter Vorsitzender im Sportverband Kiel. "Wir hoffen, zeitnah wieder einen kleinen Sportbetrieb ermöglichen zu können." Lesen Sie auch: Mitgliederschwund trifft die Vereine Natürlich sei dafür notwendig, im Januar auch auf die Infektionszahlen zu schauen – aber grundsätzlich seien Sportler diszipliniert. Den generellen Abwärtstrend bei den Mitgliederzahlen hält er für gesellschaftlich dramatisch. Doch er sagt auch: "Die Sportvereine sind genauso gefordert." Beispielsweise, indem sie als Präventionsanbieter auf Betriebe zugehen. Vereinen fehlen Perspektiven und Infrastruktur: Doch auch ein bisher immer als sehr vorbildlich gelobter Verein wie der Kieler Männerturnverein (KMTV) kommt in der Krise mächtig ins Straucheln, gerade weil ihm das Kursprogramm wegbricht. Und kein Verein weiß, wann es weitergeht: "Grundsätzlich fehlte bisher die Perspektive", sagt der Vorsitzende Christof Rapelius zur Motivation des Briefes an den Oberbürgermeister. Vor einem Gespräch will sich Rapelius nicht mit Ideen äußern – freut sich aber über die Gesprächsbereitschaft: "Das ist ein tolles Zeichen der Stadt und eines sportlichen Oberbürgermeisters – gerade in diesen Zeiten." Karsten Lübbe von der SV Friedrichsort vermutet: "Da haben wir vielleicht eine Tür geöffnet." Ihm zufolge könne die Stadt auch infrastrukturell helfen, indem sie das bekannte Problem der Dunkelsporthallen verstärkt angehe. Diese müssen so belüftet werden, dass nach dem Lockdown wieder pandemiegerecht Sport möglich sei. Auch Sportanbieter beschweren sich: Neben den klassischen Vereinen fühlen sich aber auch andere Anbieter vernachlässigt. So verweist Christiane Biallowons-Quest vom Kieler Institut für Gymnastik und Tanz für ihr Nachmittagsangebot darauf, dass es in anderen Bundesländern deutlich offenere Regelungen zur ästhetisch-musischen Bildung gebe. Für präventive Sportangebote gerade in kleinen Gruppen fordert sie daher mehr Augenmaß. "Nicht nur an den Vereinssport denken", sagt Biallowons-Quest. "Alle verlieren Mitglieder, und die Volksgesundheit leidet."