Sie wolle sich weiterhin mit „vollem Engagement um die Stadtentwicklung kümmern“, begründete sie die Entscheidung im Gespräch mit KN-online. „Es geht mir nicht um Posten. Meine parteipolitische Unabhängigkeit ist mir wichtig.“ Die Stadt Kiel verfüge über ein großes Potenzial. Darum wolle sie sich „in vollem Umfang“ kümmern. Die Ratsfraktionen wurden über diesen Schritt mit einer kurzen Mail informiert.
Fraktionen im Kieler Rathaus sind überrascht
Dort ist man über die Entscheidung von Grondke, die im März 2017 mit großer parteiübergreifender Mehrheit gewählt worden war, durchaus überrascht. „Aber ich kann es aus ihrer Sicht gut nachvollziehen“, sagt die neue SPD-Fraktionschefin Gesa Langfeldt. Nun müsse man abwarten, wie sich „alles zurechtruckelt“, sagte Langfeldt im Hinblick auf die Gespräche mit den anderen Parteien, die bis zur nächsten Ratsversammlung zu einer neuen Kooperation im Stadtparlament führen sollen.
Bekommt Kiel ein fünftes Dezernat?
Für die Stellvertreter-Position von Oberbürgermeister Ulf Kämpfer stehen damit derzeit theoretisch nur noch Sozialdezernent Gerwin Stöcken (SPD) und Bildungsdezernentin Renate Treutel (parteilos) zur Verfügung. Nach dem Ausscheiden von Wolfgang Röttgers zum 1. April ist das Amt des Kämmerers, der sich in den vergangenen Jahren auch um die Bereiche Personal, Inneres und Kultur gekümmert hat, nicht besetzt. Der Zuschnitt der Dezernate wiederum ist ein großes Thema in den laufenden Gesprächen. „Wir denken, dass der Oberbürgermeister unabhängiger agieren könnte, wenn er kein eigenes Dezernat führt“, sagt Arne Langniß vom kommissarischen Fraktionsführungsteam der Grünen. Kämpfer ist in Doppelfunktion Oberbürgermeister und Wirtschaftsdezernent, was parteiübergreifend immer wieder kritisiert wird. Auch in der SPD gibt es Stimmen, die mit einem Neuzuschnitt der Ressorts und der Einführung eines fünften Dezernats liebäugeln. Ähnlich denkt die CDU: „Der faktische Wirtschaftsdezernent ist zurzeit ohnehin Herr Kässens (der Geschäftsführer der Kieler Wirtschafts- und Entwicklungsgesellschaft, d. Red.)“, sagt CDU-Fraktionschef Stefan Kruber.