Buslinien in Kiel: Politik fordert mehr Querverbindungen am Stadtrand

Mehr Querverbindungen der Stadtteile, flexiblere Takte, ein Rundkurs durch den Norden, mehr Schnellbuslinien: Das ist das Ziel eines Auftrags, den die Mehrheitskooperation von SPD, Grünen und FDP in der Ratsversammlung am 21. Januar der Stadtverwaltung erteilen will. Ihr Antrag lautet etwas vage: „Der Oberbürgermeister wird gebeten, bis zum Juni 2021 der Ratsversammlung Vorschläge zu unterbreiten, wie die Linienführungen und Taktungen für den ÖPNV in Kiel verbessert werden können.“ Die verkehrspolitischen Sprecher der Ratsfraktionen sollten in die Erarbeitung der Vorschläge eingebunden werden. Nicht jede Linie über Hauptbahnhof: Was konkret gemeint ist, erläutert der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Ratsfraktion, Achim Heinrichs. „Es gibt immer wieder Kritik daran, dass fast alle Linien immer über den Hauptbahnhof führen“, sagt der ehemalige Ratsherr. Er plädiert für einen „Kulturwechsel“. Heinrichs: „Wir sollten prüfen, wo Tangentiallinien fehlen.“ Der Verkehrspolitiker nennt zwei Buslinien als Vorbild: im Westen die Linie 6 von der Wik über Universität und Kronshagen nach Mettenhof und Hassee sowie im Südosten die Linie 8 von Wellingdorf über Elmschenhagen nach Wellsee. Beide seien „sehr erfolgreich“, weiß Heinrich. Eine Tangentiallinie könne zum Beispiel auch zwischen Hassee und Wellsee interessant sein, regt er an. Rundkurs durch den Norden: Auch ein Rundkurs in den Stadtteilen nördlich des Kanals schwebt ihm vor, von der Richthofenstraße in Holtenau über Friedrichsort, Pries und Schilksee wieder zurück nach Holtenau – mit Anschluss an einen Schnellbus über die Holtenauer Hochbrücke in die Kieler Innenstadt. Lesen Sie auch: Busfahren in Kiel soll günstiger werden Schnellbuslinien sollten auch zu anderen Stadtteilen geprüft werden, findet Heinrichs – dringend zum Beispiel nach Elmschenhagen. „Nicht jeder Bus muss an jeder Milchkanne halten“, sagt er. Das gelte um so mehr, wenn eines Tages eine Stadtbahn in Kiel verkehre. Deren Haltestellen müssten eng und zügig mit den äußeren Stadtteilen verzahnt werden. Änderung schon zum Jahreswechsel 2021/22: Aber auch auf den vielen Buslinien, die über Hauptbahnhof führen, sieht Heinrich Nachbesserungsbedarf. „Außer den Linien 34 und 11 sind immer alle gleichzeitig am Hauptbahnhof“, sagt er mit Blick auf die Busdichte auf dem Sophienblatt. „Das sollte entzerrt werden.“ Busse in derselben Richtung sollten nicht stets alle halbe Stunde, sondern versetzt vom Hauptbahnhof abfahren. Der Zeitpunkt Juni 2021 für ein Linienkonzept sei bewusst gewählt, sagt Heinrich. „Dann hat die Verwaltung im ersten Halbjahr Zeit fürs Planen und im zweiten Halbjahr für die Umsetzung.“ So könnten neue Buslinien zum Fahrplanwechsel im Dezember 2021 an den Start gehen. Christina Schubert will "Tabula Rasa machen": Auch der SPD-Antragstellerin Christina Schubert ist der ewige Knotenpunkt Hauptbahnhof ein Dorn im Auge. „Das muss mal hinterfragt werden“, sagt die Ratsfrau. „Wir sollten einmal Tabula Rasa machen und ein Liniennetz entwerfen, das den Bedürfnissen der Kielerinnen und Kieler entspricht.“ Sie räumt allerdings ein, dass die Ermittlung der realen Nutzungszahlen in der Corona-Zeit gerade etwas schwierig sei. CDU erkennt sich wieder: Die größte Oppositionsfraktion CDU kann dem Antrag der Kooperation schon deshalb einiges abgewinnen, weil sie sich darin wiedererkennt. Der neue verkehrspolitische Sprecher der CDU-Ratsfraktion, Florian Weigel, sieht gleichsam das politische Urheberrecht verletzt. So hatte die CDU-Fraktion in einem Haushaltsantrag für 2020 Planungsmittel in Höhe von 25 000 Euro mit diesem Zweck vorgesehen: „Die Landeshauptstadt Kiel lässt ÖPNV-Querverbindungen zwischen den Stadtteilen entwickeln und planen.“ Die Ratsmehrheit hatte den Antrag abgelehnt. CDU wirft der Kooperation Alleingang vor: Im Mobilitätskonzept des CDU-Kreisverbandes vom Herbst 2020 steht wörtlich: „Fast alle Buslinien über den Hauptbahnhof zu führen und dann noch gleichzeitig dort abfahren zu lassen, ist veraltet. Wir brauchen mehr Querverbindungen innerhalb der Stadt. Die Stadtteile müssen besser miteinander verbunden werden.“ Vor diesem Hintergrund bedauert Weigel, „dass die Kooperation mal wieder im Alleingang handelt, statt in breitem Einvernehmen gemeinsam den ÖPNV zu planen“.