CAU, FH, Muthesius: Britisches Erasmus-Aus betrifft Hochschulen in Kiel

Eine unmittelbare Auswirkung auf die Studenten hat das britische Erasmus-Aus vorerst nicht. „Wir gehen davon aus, dass alle neuen Bewerber ihren Erasmus-Studienaufenthalt in Großbritannien im akademischen Jahr 2021/22 sowie voraussichtlich auch zum Wintersemester 2022/23 antreten können“, sagt die Erasmus-Koordinatorin der Christian-Albrechts-Universität (CAU) in Kiel, Antje Volland. „Unserem Kenntnisstand nach können Erasmus-Studierende an britische Hochschulen bis zum 31. März 2023 entsandt beziehungsweise Studierende aus Großbritannien bei uns empfangen werden.“ Kiel: Erasmus-Programm läuft bis 31. März 2023: Dies ist eine Sonderregelung und kann zwischen europäischen und britischen Hochschulen angewandt werden, die Erasmus-Zuschüsse aus dem Projekt 2020 erhalten und zwischen denen ein gültiges Kooperationsabkommen existiert. Da die Laufzeit des Projektes 2020 am 1. Juni 2020 begann und erst am 31. März 2023 endet, können noch bis zum Ende der Laufzeit Studierende und Personal ausgetauscht werden. Das gilt nicht nur für die CAU, sondern für sämtliche Hochschulen, die eine Erasmus-Partnerschaft mit Einrichtungen im Vereinigten Königreich pflegen. „Grundsätzlich ist der Wegfall von Großbritannien als Teilnehmerland im Erasmus-Programm sehr bedauerlich, da britische Hochschulen immer zu den Hauptzielländern der Kieler Studierenden zählten“, sagt Volland. Allerdings haben in den letzten Jahren immer weniger CAU-Studenten ein Auslandssemester in Großbritannien verbracht. Zuletzt weniger Austausch mit Großbritannien: Für 2020 gibt es coronabedingt keine validen Zahlen, da insgesamt deutlich weniger Studenten ein Auslandssemester antraten. Aktuell sind drei CAU-Studenten in Großbritannien, vier weitere beabsichtigen ihren Erasmus-Aufenthalt zum Sommersemester 2021 anzutreten. 2019 wählten 14 von 281 „Outgoings“ eine der britischen Partneruniversitäten als Ziel. Das entspricht einer Quote von 4,9 Prozent. 2017 waren es noch 8,8 Prozent, 2002 mit 31 von 150 Austauschstudenten sogar 20,66 Prozent. Ein Grund dafür sieht Volland in der Entwicklung in Großbritannien. „Die Abnahme der Zahlen bedingt sich unter anderem durch die unsichere politische Lage wie die Brexit-Verhandlungen und der im Laufe der Jahre abnehmenden Hochschulpartnerschaften in Großbritannien.“ Elf Partneruniversitäten in Großbritannien gibt es derzeit an der CAU, erst im letzten Jahr ist Essex aus dem Programm gefallen. Bei der Zahl der Studenten, die aus dem Vereinigten Königreich nach Kiel kommen, ist keine rückläufige Tendenz zu erkennen. 2019 kamen sieben Briten, 2018 drei und 2017 fünf. 15 FH-Studenten gehen nach Großbritannien: An der Fachhochschule Kiel nehmen im Schnitt zwei britische Studenten jährlich am Austauschprogramm teil. Die FH selbst entsendet jährlich etwa 15 Studenten nach Großbritannien. „Nach dem Brexit werden mit den britischen Partnerhochschulen Kooperationsverträge außerhalb von Erasmus ohne Studiengebühren angestrebt“, berichtet die Leiterin des International Office, Christine Boudin. Außerdem können sich Studenten um Semester- oder Jahresstipendien beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) bewerben. Für die Studenten aus Großbritannien will die britische Regierung Stipendien für ein Auslandsstudium im Rahmen des neu geschaffenen „Alan-Turing-Programms“ auflegen, berichtet Boudin. Lesen Sie auch: Auslandssemester unter Corona-Bedingungen – ausgerechnet jetzt? Die Muthesius-Kunsthochschule hat vier Austauschplätze nach Großbritannien pro Jahr und kooperiert mit den englischen Partnerhochschulen Kingston University London und Norwich University of Arts. „Die Nachfrage in den englischsprachigen Raum ist groß“, sagt Maike Brzakala aus der Muthesius-Pressestelle. Aktuell ruht aber der Austausch. „Auslandsmobilitäten im laufenden akademischen Jahr wurden aufgrund der Covid-19 Situation abgesagt. Für das kommende Wintersemester werden sich zwei Studierende in Kingston bewerben – so ist zumindest derzeit der Plan.“ An der WAK sind die Azubis betroffen: Die Wirtschaftsakademie hat sich auf eine Kooperation mit dem Waterford Institute of Technology konzentriert, wo die Studenten an der Dualen Hochschule ein Auslandsseminar belegen können. „Aber Waterford liegt ja in Irland, somit sind wir vom Ausstieg Großbritanniens aus dem Erasmus-Programm gar nicht betroffen“, berichtet Sprecher Sven Donat. Anders ist dies jedoch bei den Azubi-Austausch-Projekten, die die Wirtschaftsakademie durchführt. „Dadurch, dass wir schon früh einige Projekte gestartet haben, sind Azubi-Austausche noch für zwei Jahre möglich, danach fällt dann aber Großbritannien als Austauschland aber weg.“