CAU Kiel eröffnet Hochschulambulanz für Psychotherapie

Egal ob Depression, Angst- oder Essstörung – die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) macht Studenten und Patienten ein neues Angebot: Seit November gibt es auch in Kiel eine Hochschulambulanz für Psychotherapie. Wissenschaftler und fortgeschrittene Studenten sollen so die Möglichkeit bekommen, zu forschen und einen Einblick in die Praxis zu bekommen. Gleichzeitig vergrößert sie die Therapie-Möglichkeiten für Patienten. Prof. Anya Pedersen leitet die neue Hochschulambulanz. „Unsere Studenten sollen die Möglichkeit bekommen, möglichst früh an der Behandlung mitzuwirken“, sagt sie. Die Bereitschaft der Patienten vorausgesetzt, könnten die Studenten so unter Anleitung erfahrener Therapeuten Erfahrung sammeln und neue Methoden ausprobieren. „Die Patienten profitieren dabei vom neuesten Stand der Wissenschaft“, so die psychologische Psychotherapeutin. Dabei müsse niemand Angst haben, sein Innerstes vor einem vollen Hörsaal ausbreiten zu müssen. Telefonische Beratung kommt zuerst: „Der Behandlung ist immer erst eine telefonische Beratung vorangestellt“, sagt Pedersen. Dort wird besprochen, ob der Patient bereit ist, Studenten mit einzubeziehen. Das sei jedoch keine Bedingung. Außerdem wird dort geklärt, welche Erfahrungen der Patient mit verschiedenen Therapieformen hat. Denn während ärztliche Psychotherapeuten zum Beispiel schwer depressive Patienten stationär aufnehmen und Medikamente verschreiben dürfen, behandeln die psychologischen Psychotherapeuten in der Hochschulambulanz etwa durch Verhaltenstherapie. „Studenten können bei uns zum Beispiel bei Gesprächen dabei sein oder den Kontakt zum Patienten außerhalb der Sitzungen aufrechterhalten“, sagt Prof. Pedersen. Ärzte und Psychologen dürfen therapieren: Auch wenn die Namen ähnlich klingen, zwischen ärztlichen und psychologischen Psychotherapeuten gibt es Unterschiede. Beide Berufsgruppen dürfen sich aber nur mit entsprechender Zusatzqualifikation Psychotherapeut nennen. Erstere haben Medizin studiert und eine Weiterbildung absolviert. Sie dürfen Medikamente verschreiben. Psychologische Psychotherapeuten hingegen haben ein Studium der Psychologie und eine Ausbildung abgeschlossen. Sie therapieren vor allem durch Gespräche. Außerdem gibt es Heilpraktiker, die ebenfalls Psychotherapie anbieten. Deren Kosten werden jedoch in der Regel nicht von den gesetzlichen Kassen erstattet. Angebot steht allen Kielern offen: Das Therapieangebot der universitären Einrichtung steht dabei Kindern und Jugendlichen ebenso offen wie Erwachsenen – unabhängig davon, ob sie an der CAU arbeiten oder studieren. „Erster Ansprechpartner für Studenten ist das Studentenwerk“, sagt Pedersen. Die dortige Beratung könne jedoch an die Hochschulambulanz verweisen, wenn eine psychische Störung als Grund für die Probleme an der Uni vermutet wird. Schwerpunkte der Einrichtung sind die Therapie von Depressionen, Angst-, Ess- und posttraumatischen Belastungsstörungen. Außerdem gibt es spezielle Angebote für Menschen in Trauersituationen, nach der Diagnose einer Krebserkrankung oder nach einer Hirnschädigung. Die Kosten übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen. Bedarf ist groß: Pedersen sieht für die Einrichtung großen Bedarf. „Sie ermöglicht uns eine praxisnähere Ausbildung der Studenten, die sie zu besseren Therapeuten macht“, sagt die Professorin. Die Einbindung der Studenten an Hochschulambulanzen sei dabei ein an mehreren Instituten für Psychologie erprobtes Mittel. Außerdem trage sie dazu bei, das Behandlungsangebot für potenzielle Patienten zu erhöhen. In der Hochschulambulanz behandeln fünf feste Therapeuten, die bei Bedarf eng mit dem Zentrum für Integrative Psychiatrie (ZIP) in Kiel kooperieren, dass ebenfalls zur Universität gehört. Die telefonische Erstberatung wird immer dienstags und donnerstags in der Zeit von 13 bis 14 Uhr unter 0431/880-6500 angeboten. Mehr Informationen gibt es auf der Webseite der Hochschulambulanz. Mehr aus Kiel lesen Sie hier.

Psychotherapie - CAU Kiel: Neue Ambulanz mit doppeltem Effekt