Chemieunfall am Ernst-Barlach-Gymnasium Kiel: Prien prüft Konsequenzen

Der 16-jährigen Schülerin, die bei dem Chemie-Unfall am Ernst-Barlach-Gymnasium am Montag schwer verletzt wurde, wünschte Bildungsministerin Prien am Dienstag eine schnelle Genesung. Sie erklärte aber auch: "Unabhängig von den derzeit laufenden Ermittlungen wird die Fachaufsicht für den Chemieunterricht im Nachgang überprüfen, welche Lehren aus diesem Vorfall gezogen werden müssen." Über diese laufenden Ermittlungen gibt es allerdings bislang wenige Informationen. Polizeisprecher Matthias Arends teilte mit, dass die Brandermittler der Bezirkskriminalinspektion die Ermittlungen aufgenommen und am Dienstag die Aussagen von Schülern und Lehrern aufgenommen hätten (wir berichteten). "Nach jetzigem Stand gehen wir von einem Unglück oder Unfall aus. Es ist bisher kein vorsätzliches Handeln zu erkennen", sagte Arends. Schüler des Ernst-Barlach-Gymnasiums von Seelsorge betreut: Der wichtigste Hinweis lässt sich aus einer Mitteilung der Polizei ableiten. Das Mädchen konnte noch am Montag nach der Einlieferung ins UKSH Lübeck, wo es eine Intensiv-Einheit für Schwerbrandverletzte gibt, zu dem Unfall befragt werden. Nähere Auskünfte zu ihrem Gesundheitszustand gibt es aber bislang nicht. Schulleiter Christian Stegmann hat die offizielle Kommunikation in die Hände des Bildungsministeriums des Landes gelegt. Dessen Sprecher David Ermes sagte, die Mitschüler der verletzten Jugendlichen, die bei dem Unfall am Montag anwesend waren, wurden am Dienstag von der Notfallseelsorge am Ernst-Barlach-Gymnasium betreut. Auch das Kriseninterventionsteam sei vor Ort gewesen, um sich um sie zu kümmern. Lesen Sie auch: Nach Chemie-Unfall im Unterricht: Seelsorger sind vor Ort Unterdessen kursieren in sozialen Netzwerken Spekulationen über die Geschehnisse im Chemieraum. Zwar soll die Bekleidung der Schülerin nach Polizeiangaben keine Rolle bei der Schwere ihrer Verletzungen gespielt haben. Doch im Netz wird die brennende Maske der 16-Jährigen dafür mitverantwortlich gemacht. Der Vater einer EBG-Schülerin fordert auf Facebook, die Maskenpflicht in solchen Unterrichtssituationen auszusetzen. Ministeriumssprecher Ermes rät dringend, Gerüchten in sozialen Netzwerken keinen Glauben zu schenken. Zunächst müsse die Unfallursache geklärt werden. Ängsten von Eltern und Schülern, dass der Chemieunterricht grundsätzlich gefährlich sei, hält der Sprecher für unbegründet. „Ein solcher Unfall ist extrem selten.“ Alle zwei bis drei Jahre gebe es einen Unfall im Chemieunterricht in Schleswig-Holstein. Dass es dazu kommen kann, sollte das Experimentieren im Chemieunterricht nicht grundsätzlich infrage stellen, sagt auch Claudia Pick, die Vorsitzende des Kreiselternbeirats für Gymnasien in Kiel. „Ohne Experimente ist das ein totes Fach.“ Sie plädiert angesichts des Unglücks allerdings dafür, jedes Mal aufs Neue abzuschätzen, welche Risiken bestehen und wie sie bestmöglich ausgeschlossen werden können. Dazu gehöre auch die angemessene Ausstattung der Fachräume.