Chemieunterricht in SH: Bei Experimenten gelten strenge Regeln

Etwas über dem Bunsenbrenner erhitzen oder eine kleine Knallgasexplosion erleben: Experimente gehören zum Chemieunterricht dazu. Um die Sicherheit der Schüler zu gewährleisten, sind verschiedene Maßnahmen vorgesehen. Dazu zählt, dass Lehrer vor jedem Versuch eine Gefährdungsbeurteilung durchführen. Nach dem Unfall am Ernst-Barlach-Gymnasium stehen die Rahmenbedingungen für das sichere Arbeiten im naturwissenschaftlichen Unterricht im Fokus der Öffentlichkeit. Es gibt eine Richtlinie zur Sicherheit im Unterricht, die klar festlegt, was erlaubt ist – und was nicht. Darin enthalten sind nicht nur Vorgaben wie das Tragen von Schutzbrillen und das Aufstellen von Schutzscheiben beim Umgang mit explosiven Stoffen. Es wird etwa auch aufgeführt, dass Reaktionen, bei denen besonders brisante Produkte entstehen können, nicht durchgeführt werden dürfen. Der Erwerb und die Festigung der Kompetenz, Untersuchungsdesigns zu entwickeln und anzuwenden, ist laut schleswig-holsteinischem Bildungsministerium durchgehender Bestandteil des Chemieunterrichts in Sekundarstufe I und II. Dazu gehört auch, dass die Schüler lernen, dass Mess- und Laborgeräte in einer Versuchsanordnung und Versuchsdurchführung sachgerecht eingesetzt werden müssen – und dabei soll der Sicherheitsaspekt eine große Rolle spielen. Sicherheitsvorgaben für den Chemieunterricht sind strenger als früher: „Ich habe den Eindruck, dass das, was auf dem Lehrplan steht, sicher ist“, sagt Jens-Peter Meißner, Sprecher der Kieler Gymnasien. In den fast 15 Jahren, die er Schulleiter an der Max-Planck-Schule sei, könne er sich nicht an einen Vorfall im Experimentalunterricht der Naturwissenschaften an einem Kieler Gymnasium wie den am Ernst-Barlach-Gymnasium erinnern. „Viele Versuche mit gefährlichen Stoffen sind heute gar nicht mehr erlaubt. Die alte Chemie mit Laugen und Säuren wird zunehmend weniger“, so Meißner. Lesen Sie auch: Nach Chemie-Unfall im Unterricht: Seelsorger sind vor Ort Als Schüler habe er mit Mitschülern und Chemielehrer im Unterricht noch Raketen gebaut und sie dann auf dem Schulhof abgeschossen, so etwas sei inzwischen undenkbar. Für die Experimente heutzutage würden vor allem Materialien des alltäglichen Lebens, wie Backpulver oder zuckerhaltige Getränke, genutzt. Zudem hätten die Lehrer bei Demonstrationsexperimenten die Möglichkeit, Versuche ohne Schülerbeteiligung durchzuführen. Mögliche Gefahren betrachten Lehrer schon in der Unterrichtsvorbereitung: Für jeden Versuch, der im Unterricht als Lehrerdemonstrationsexperiment oder als Schülerexperiment durchgeführt wird, wird laut Bildungsministerium im Vorweg bei der Unterrichtsplanung durch den Lehrer eine Gefährdungsbeurteilung gemacht, bei der auch Reifegrad und Kenntnisstand der Schüler zu berücksichtigen sind. Mit Blick auf den Unfall in Projensdorf hält Meißner sich im Hinblick auf die laufenden Ermittlungen zurück. „Aber es deutet vieles darauf hin, dass es eine Verkettung extrem unglücklicher Umstände gab.“