Im Zoologischen Museum ist Richard O’Barry fasziniert von den Ausstellungsstücken. Kaum hat er das Kieler Museum betreten, wendet sich der 79-Jährige einem Delfinskelett zu und zählt die Zähne nach. Mit den Tieren kennt sich der Amerikaner aus – er trainierte die fünf Tümmler, die in den 1960er-Jahren "Flipper" aus der gleichnamigen Serie spielten. Dieser Job ließ ihn zum Tierschützer werden.
Zurzeit ist er beim Meeresfilmfestival Cinemare zu Gast. Er halte das Festival für sehr wichtig, erläutert O’Barry: "Man muss Aufmerksamkeit für die Probleme der Delfine schaffen. Man kann nichts unternehmen, wenn einem die Situation nicht bewusst ist."
O'Barry fing selbst Delfine für Zoos
In den 60er Jahren arbeitete O’Barry in eben jenem Aquarium in Miami, in dem später auch "Flipper" gedreht wurde. Die Mitarbeiter des Aquariums, auch O’Barry, fingen die Delfine damals noch selbst vor der Küste. Später war er als Delfintrainer tätig und kam so zu der Serie. Im zweiten oder dritten Jahr von "Flipper" sei ihm bewusst geworden, dass Delfine nicht in Gefangenschaft gehalten werden können, erzählt O’Barry. Die Delfine, die Flipper spielten, seien aufgrund mangelnden Platzes und mangelnder Nahrung aggressiv geworden. "Delfine sind die einzigen Tiere im Zoo, die Tricks machen müssen, um gefüttert zu werden."
Nach "Flipper" wurde der Trainer zum Tierschützer
1970 gründete O’Barry die Tierschutzorganisation "Dolphin Project", die sich gegen die Haltung von Delfinen einsetzt. Zurzeit versuche er, Schutzgebiete – ähnlich Gnadenhöfen – für diejenigen Delfine einzurichten, die nicht mehr freigelassen werden können. Die Schutzgebiete seien auch zur Aufklärung gedacht. "Viel größer als das Problem mit den Delfinen ist, was wir unseren Kindern vermitteln. In den Delfinarien sieht es so aus, als wären die Tiere für unsere Unterhaltung da."
Weitere Nachrichten aus Kiel finden Sie hier.
Von Jördis Merle Früchtenicht