Clubs geschlossen: Wie in der Stadt Kiel Silvester 2020 gefeiert wurde

Manche Kieler waren erstaunt ob der abgefeuerten Mengen an Böllern und Raketen. Anwohner der Schaßstraße in Kiel berichten davon, dass die Böller deutlich lauter waren als in den Vorjahren. Es sei die lauteste Silvesternacht gewesen, die sie je erlebt hätten. Woher die Knallkörper stammten, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Einige Menschen hatten wohl noch Vorräte aus dem Vorjahr über, an anderer Stelle wurde improvisiert. So ließen sich über Kiel-Gaarden rot leuchtende Kugeln beobachten, scheinbar wurden hier Signalraketen abgefeuert. Auf dem Exerzierplatz zündeten manche auch gegen 0.30 Uhr noch Feuerwerk. In der Pillauer Straße griff die Polizei Kiel aufgrund auffällig lauter Böller ein: Bei der Überprüfung einer vierköpfigen Gruppe stellte sich heraus, dass ein 48-Jähriger und ein 16-Jähriger rund 30 selbstgebaute Böller dabei hatten. Der hinzugerufene Kampfmittelräumdienst stellte diese sicher, gegen die beiden Männer wurde ein Ermittlungsverfahren wegen eines Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz eingeleitet. Anrufer meldeten Polizei Kiel vermeintlich unzulässige Knallerei: Angesichts der Corona-bedingten Feuerwerksregeln gab es zudem zahlreiche Anrufe bei der Einsatzleitstelle der Polizei. Die Anrufer meldeten vermeintlich unzulässige Böllerei. Bei genauer Betrachtung stellte sich laut einem Polizeisprecher jedoch in allen Fällen heraus, dass die gemeldeten Orte nicht vom Feuerwerksverbot betroffen waren. Die Anrufer gingen offenbar davon aus, das ein generelles Verbot des Abbrennens von Silvesterfeuerwerk bestand. Die Leitstellenmitarbeiter klärten hier auf. Auch wenn insgesamt weniger Raketen gezündet wurden und auf den Straßen wenig los wahr, wirkte der Jahreswechsel an der Hörnbrücke fast normal: Es ließ sich zwar problemlos Abstand halten, Feiernde stimmten aber dennoch einen lautstarken Countdown an: „Drei, zwei, eins!“ schallte es über die Hörn. Auf der Hörnbrücke wurde auf das neue Jahr angestoßen: Dann stießen Menschen mit mitgebrachten Gläsern an, Pärchen lagen sich in den Armen. Besonders laute Böller ließen manchen zusammenzucken. Ein Radfahrer ignorierte offenbar das Verzehrverbot für Alkohol in der Öffentlichkeit. Er fuhr mit einer offenen Sektflasche in der Hand über die Hörnbrücke und rief allen Umstehenden gut gelaunt „Frohes neues Jahr“ zu. Lesen Sie auch: Silvester 2020 in Schleswig-Holstein: Böller explodierte in der Hand, Brände, uvm. Ansturm auf Corona-Impfung in Schleswig-Holstein: Erste Termine schon ausgebucht Wie Corona den Schulalltag in Schleswig-Holstein verändert Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Claudius von Thaler begrüßte einige Meter weiter das neue Jahr auf seine Weise und zog damit die Blicke der Umstehenden auf sich. Der 25-Jährige jonglierte mit Fire Sticks, kurzen Stäben mit Fackeln an beiden Enden. „Es war ein schlechtes Jahr für mich“, so der Jongleur, der mit der Feuergruppe „Fördefeuer“ Shows anbietet. Es sei für seine Branche insgesamt schwierig gewesen. „Ich habe mir gedacht, wenn es ohnehin das ruhigste Silvester überhaupt ist, nehme ich wenigstens meine Sticks mit raus.“ Es sei schön, dass doch noch etwas los sei. Silvester 2020: Die Bergstraße in Kiel war am Abend menschenleer: Das sah vor Mitternacht noch anders aus. Gegen 23 Uhr war die Bergstraße verwaist. Die Clubs und Bars sind aufgrund des Lockdowns ohnehin zu, auch der Spätkiosk hatte schon geschlossen. An der Kiellinie traf man in der Nacht nur vereinzelt Spaziergänger. Zu ihnen gehörten Gabriele Reimers-Besold und ihr Mann Hans-Christian Besold aus Schierensee. „Zu Hause fühlten wir uns ein bisschen einsam, deswegen sind wir für einen letzten Spaziergang in diesem Jahr nach Kiel gekommen. Wir wollten nicht vor dem Fernseher versauern.“ Dass an der Kiellinie außer ihnen kaum jemand unterwegs war, damit hätten sie allerdings nicht gerechnet. Beim Geomar-Aquarium ließen sich die Seehunde am Abend noch im Außenbecken beobachten. Das nutzten Felix Lange und Shannon Schüler, die aus Henstedt-Ulzburg nach Kiel gekommen sind. „Wir wollten eigentlich an den Strand nach Laboe. Der war aber sehr verlassen, das war fast etwas gruselig“, sagte Schüler. Schon auf dem Weg sei ihnen aufgrund der leeren Straßen aufgefallen, wie wenig los ist. „Ein Jahr ein ruhiges Silvester zu haben, ist aber kein Problem“, so Lange. Wenig los am Bahnhof und an der Hörn in Kiel: Am Bahnhof Kiel waren gegen 23.30 Uhr vor allem Taxen und Polizeiautos zu sehen – auch hier war außergewöhnlich wenig los. Feuerwerk zünden war im Bahnhofsbereich wie an der Kiellinie untersagt. Ein paar Menschen schlenderten im Regen über die Hörnbrücke, manche hörten dabei Musik. Ab und zu war eine Gruppe mit mehr als fünf Personen unterwegs. Merklich mehr Menschen kamen dann erst kurz vor Mitternacht. Am Germaniahafen standen einige Feiernde, zündeten ein paar Böller. Zu einer Gruppe, die sich direkt am Kai aufhielt, blickte Stephan Havemann, der Hafenmeister des Museumhafens. Es sei angesichts der Corona-Auflagen relativ viel los, sagte er, das habe er aber auch erwartet. „Zum Jahreswechsel ist eine besondere Fürsorglichkeit notwendig“, erklärte Havemann mit Blick auf die Schiffe im Hafen. Kieler Einsatzkräfte sprechen von einer ruhigen Nacht: In ihrer Bilanz sprachen die Einsatzkräfte in Kiel insgesamt von einem außergewöhnlich ruhigen Jahreswechsel. Die Feuerwehr muss in der Nacht zwar zu mehreren Bränden ausrücken, es hat laut Lagedienstführer der Feuerwehr aber deutlich weniger Notfälle und Kleinfeuer, wie etwa brennende Container, gegeben. Auch sei es im Notfallbereich nicht zu Auffälligkeiten wie etwa durch Böller abgerissenen Händen gekommen. „Silvester war fast so wie eine normale Sonnabendnacht vor Corona." Die Polizei Kiel berichtete zwar, die Einsatzzahlen seien fast so hoch wie ein Jahr zuvor gewesen, allerdings habe keine der üblichen Einsätze wie Körperverletzung oder Streit gegeben. Rund 20 Einsätze mit Corona-Bezug habe es gegeben. Es seien auch mal Gruppen mit mehr als fünf Personen unterwegs gewesen, große Partys hätten die Beamten aber nicht auflösen müssen.