Corona-Folge: Besucherschwund in der Holstenstraße in Kiel

Der Aufbau der segelförmigen Weihnachtsbeleuchtung läuft, aber sonst läuft nicht viel auf der Holstenstraße. Obwohl die Einzelhandelsgeschäfte im Teil-Lockdown in diesem November nicht geschlossen sind – anders als im Frühjahr –, bricht die Kundenfrequenz auf Kiels Premium-Einkaufsstraße ein. An jedem einzelnen Tag des Monats lag sie deutlich unter November-Durchschnitt, zuletzt sogar bei nur noch gut der Hälfte, gestern noch weiter darunter. Zum Vergleich: Im Juli, August, September und in der ersten Oktoberhälfte 2020 war die Besucherfrequenz durchgehend überdurchschnittlich, zum Teil sehr deutlich. Der Spitzenwert lag bei 33.497 Menschen am verkaufsoffenen Sonntag, 4. Oktober. Der bestbesuchte Tag in diesem Monat war bislang Sonnabend, der 7. November, mit 18.847. Der schlechteste (außer sonntags) war gestern: mit Stand 17 Uhr waren es 9464. WMF: "Die Menschen bleiben zu Hause": „Gefühlt sind es noch weniger“, sagt Thomas Koschke. Der Filialleiter von WMF an der Ecke zum Europaplatz ahnt, woran das liegt: „Viele Menschen halten sich an die Empfehlung, die Kontakte zu minimieren und zu Hause zu bleiben.“ Normalerweise würde jetzt das Weihnachtsgeschäft anziehen. Auf die Frage danach zuckt Koschke nur mit den Schultern und schaut vielsagend in seine Filiale. Zwei Kunden verlieren sich darin. Meislahn: "Macht die Gaststätten wieder auf": Am anderen Ende der mittleren Holstenstraße blickt Daniel Hacker in sein fast menschenleeres Textilkaufhaus Meislahn. Er sieht den Hauptgrund für den Frequenzrückgang auf der Holstenstraße in der Schließung der Gastronomie. Niemand könne sich vornehmen: „Wir gehen einkaufen und noch was essen oder Kaffee trinken.“ Der Meislahn-Chef appelliert an die Politik, die Gastronomie wieder öffnen zu lassen. „Die Gastronomen haben wirksame Hygienekonzepte“, weiß Hacker. „Sie haben den Lockdown nicht verdient.“ Lesen Sie auch: Kielerin wartet seit über elf Tagen auf das Ergebnis in der Corona-Warn-App Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein An diesen Schulen und Kitas gibt es Corona-Fälle Aktuelle Statistik: So viele Corona-Infizierte gibt es in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. IHK Kiel: "Die Menschen meiden die Zentren": In die gleiche Kerbe schlägt die Industrie- und Handelskammer Schleswig-Holstein. „Uns muss angst und bange werden, wenn wir an unsere Innenstädte denken“, sagt ihr Hauptgeschäftsführer Björn Ipsen. „Wir sind mitten im Vorweihnachtsgeschäft, und die Menschen meiden die Stadtzentren.“ Die IHK fürchte um den Fortbestand lebenswerter Innenstädte. Die Citys lebten vom bunten Mix aus Handel, Gastronomie, Dienstleistungen und Freizeitangeboten, so Ipsen. Die IHK frage sich, „wer im Dezember in die Innenstädte fahren soll, wenn Theater, Cafés und Weihnachtsmärkte geschlossen bleiben“. Solche Maßnahmen dürften „nur dort greifen, wo das Infektionsgeschehen es erforderlich macht“.