Corona-Krise in Kiel: Auch Tankstellen merken die Flaute

Immer wieder fahren Autos auf die Willer-Tankstelle in der Gutenbergstraße, tanken, bezahlen schnell und fahren wieder weg. Einmal bildet sich drinnen kurz an der Kasse eine Schlange, doch Tankwart Sandra Hartmann kassiert zügig. Einen Augenblick später ist der Verkaufsraum wieder leer. „Heute ist ein bisschen was los. Aber man merkt schon, dass während des Lockdowns weniger getankt wird“, erzählt sie. Um die zehn Prozent weniger Einnahmen durch Diesel- und Benzinverkauf gebe es, seitdem alle Geschäfte, Restaurants, Schulen und Kitas wieder schließen mussten, berichtet Axel Niesing, Geschäftsführender Gesellschafter von Willer. Doch bislang sei es noch nicht so schlimm wie im ersten Lockdown. „April war der schlimmste Monat“, sagt Axel Niesing. Rund ein Drittel weniger Einnahmen habe es damals gegeben. „Das macht natürlich keinen Spaß, aber wir haben es verkraftet.“ Als die ersten Lockerungen im Frühjahr kamen, lief es auch bei den Tankstellen wieder besser. Die Benzinpreiserhöhung im neuen Jahr hat kurzfristig die Nachfrage erhöht: Warum die Menschen nun mehr Auto fahren als im ersten Lockdown, weiß Axel Niesing nicht. Der Präsenzunterricht an den Schulen sei erst Mitte Dezember beendet worden und über die Weihnachtstage sowie zu Silvester seien viele unterwegs gewesen, überlegt er. Außerdem habe die Benzinpreiserhöhung kurzfristig die Nachfrage erhöht. „Vor dem Jahreswechsel haben alle noch schnell getankt“, sagt Axel Niesing. Stephan Zieger, Geschäftsführer des Bundesverbandes der freien Tankstellen meint, dass viele Menschen öffentliche Verkehrsmittel meiden und lieber alleine in ihrem eigenen Auto sitzen. „Und die müssen ja tanken.“ Auch Snacks und Mittagsgerichte werden in Kieler Tankstellen weniger verkauft: Doch nicht nur beim Spritverkauf wird weniger eingenommen. Auch Snacks und Mittagsgerichte werden weniger verkauft. Das bemerkte auch Kim Layla Dierk, Mitarbeiterin bei Willer. „Wir mussten unseren Essensbereich hier komplett schließen“, sagt sie. Es darf nur noch außer Haus verkauft werden. „Auch beim Alkohol merken wir es deutlich“, fügt Petra Dierk, Stationsleiterin von Willer in der Gutenbergstraße, hinzu. Wegen der Corona-Pandemie darf zwischen 23 und 6 Uhr kein Alkohol mehr verkauft werden. Dafür werde nun mehr Tabak verkauft, meint Stephan Zieger. „Viele haben keine Lust, sich im Supermarkt an die Kasse zu stellen. Sie kaufen ihre Zigaretten an der Tankstelle. Das ist bequem und schnell.“ Genauso sei es bei Zeitungen. Lesen Sie auch: Corona-Bekämpfungsverordnung: Das gilt ab Montag, 11. Januar, in Schleswig-Holstein Schon bald sind deutlich mehr Corona-Impfungen möglich Schulen und Kitas im Lockdown: Das müssen Eltern jetzt wissen Aktuelle Zahlen und Grafiken: So entwickelt sich das Coronavirus Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Corona-Krise: Auch Geschäftsreisende sind deutlich weniger unterwegs: Dass die Menschen jetzt gesprächiger werden, weil sie mehr Zeit haben, könne Kim Layla Dierk allerdings nur bedingt feststellen. „Die Kunden sind unterschiedlich. Ältere sind etwas gesprächiger. Viele haben jetzt ja kaum noch Kontakte. Jüngere bezahlen häufig schnell und gehen wieder“, sagt Kim Layla Dierk. Auch andere Tankstellen bemerken, dass sie nun weniger Einnahmen haben. Wie viel ihnen fehlt, ist laut Jürgen Ziegner, Geschäftsführer des Zentralverbandes für Tankstellen, bislang unklar. „Die Zahlen liegen noch nicht vor. Aber man merkt, dass es beispielsweise weniger Geschäftsreisende gibt“, sagt er. Sicher sei, dass alle Monate zwischen sechs und zwölf Prozent unter dem Vorjahr liegen.