Corona-Krise in Kiel: Jeden Morgen wird die Lage sondiert

8.30 Uhr, Rathaus Kiel: Die Gänge und Konferenzräume sind leer. Nur der Magistratssaal füllt sich. 14 Männer und Frauen verteilen sich großflächig im Raum – von der Führungsspitze der Stadt, von Gesundheitsamt, Polizei, Feuerwehr, Kliniken. Es ist die tägliche Corona-Morgenrunde. Hier werden aktuelle Informationen ausgetauscht, neue Probleme besprochen, gemeinsam Lösungen diskutiert. Und das ist notwendig. Jeden Tag aufs Neue. Das Wichtigste: Die zehn Millionen FFP-Masken, die die Bundesregierung bestellt hat, sind da und werden jetzt an die Bundesländer verteilt. Der Mangel an Schutzmasken ist eine der größten Sorge – bei Ärzten im Land, aber auch bei Pflegediensten, Therapeuten, Apothekern, Friseuren und vielen anderen. „Da gibt es wohl Licht am Ende des Tunnels, weil in China die Produktion wieder hochgefahren wird“, sagt Oberbürgermeister Ulf Kämpfer. Die Zahlen erhöhen sich im Laufe des Tages: Noch eine gute Nachricht: Das Gesundheitsamt hat um diese Uhrzeit noch keine neuen Fälle an Corona-Infektionen. „Es gibt in Kiel noch immer 34 bestätigte Fälle. 431 Menschen sind in häuslicher Absonderung. Im UKSH werden drei Patienten mit Covid-19 behandelt, im Städtischen Krankenhaus ist es ein Patient. Bei sechs weiteren besteht ein Verdacht. „Die Kieler Infektionszahlen werden sich im Laufe des Tages sicher noch erhöhen“, betont die Leiterin des Gesundheitsamtes, Dr. Sabine Herlitzius, und bittet gleich um Unterstützung. „Wir kommen mit der IT nicht mehr hinterher.“ Gesundheitsdezernent Gerwin Stöcken verspricht Abhilfe. Er weiß, wie hoch die Belastung schon jetzt, am Anfang der Pandemie, für das Team des Gesundheitsamtes ist. Flächendesinfektionsmittel wird verteilt: Eine weitere gute Nachricht hat an diesem Morgen: Das Land Schleswig-Holstein hat 500 Tonnen Flächendesinfektionsmittel für Schleswig-Holstein und Hamburg organisiert, berichtet Stefan Plücker von der Feuerwehr. 15 Prozent werden davon an die Rettungsdienste verteilt. Die 1000-Liter-Gebinde müssen aber selbst abgefüllt werden. Kein Problem, sagt Roland Ventzke, Geschäftsführer vom Städtischen Krankenhaus SKK, und ist sichtlich erleichtert: Die Desinfektion weiter zu sichern, ist nicht nur für die Patienten, sondern auch das Personal unabdingbar. Von Beatmungsgeräten bis Hotelbetten: Währenddessen gehen die Vorbereitungen für einen massiven Anstieg von Corona-Patienten weiter. Das Problem: Nach den Erfahrungen in Italien müssen Erkrankte mit schweren Verläufen nicht nur ein paar Tage an das Beatmungsgerät, sondern meist mehrere Wochen. Deshalb werden alle Kapazitäten in der Stadt abgefragt. Parallel, so erläutert Gesundheitsdezernent Gerwin Stöcken, bereiten sich auch die anderen Kliniken in der Stadt vor, Patienten mit anderen Erkrankungen aufzunehmen. Stöcken geht von 160 zusätzlichen Betten aus. Außerdem sucht Baudezernentin Doris Grondke nach geeigneten Hotels, in denen Patienten mit leichteren Erkrankungen medizinisch versorgt werden können. So hofft Stöcken, dass Lazarette in weniger geeigneten Gebäuden oder gar auf der grünen Weise überflüssig sein werden. Gegen Betretungsverbote wird verstoßen: Hartmut Lemke von der Polizei berichtet Bedenkliches von den Kontroll-Einsätzen. 80 Bolz- und Spielplätze wurden kontrolliert, doch vor allem im Innenstadtbereich werde immer wieder gegen Betretungsverbote verstoßen. Und es gibt Fälle, in denen Betreiber von Cafés oder Kneipen hinter verschlossener Tür weiter die Gäste bewirten. Auch ein Treffen von Jugendlichen musste aufgelöst werden. „Den Bürgern muss klar sein, dass sie mit solch einem Verhalten eine Ausgangssperre provozieren“, sagte Stöcken. Wer gegen die Veranstaltungsverbote oder Quarantäne-Anordnungen verstößt, begeht eine Straftat die mit bis zu 25000 Euro und bis zu zwei Jahren Haft bestraft werden kann. Newsletter der Kieler Nachrichten Kennen Sie schon die Post aus dem Newsroom? Den kostenfreien Newsletter der Kieler Nachrichten versenden wir Mo-Fr ab 17 Uhr. Hier können Sie sich für unser Mailing anmelden. Sie interessieren sich für Holstein Kiel? Dann melden Sie sich hier für den Newsletter " Holstein Kiel - Die Woche " kostenfrei an. Versand: jeden Freitag, 11.30 Uhr. Lesen Sie auch: Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Corona: Die wichtigsten Telefonnummern für Schleswig-Holstein Heiner Garg: Ausgangssperre für Schleswig-Holstein ist denkbar Ausgangssperre: Was bedeutet das? 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