Corona-Lage in Kiel: Mittlerweile 24 Todesfälle in zwei Altenheimen

Insgesamt gibt es in Kiel nun 59 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus. Unter den fünf am heutigen Donnerstag gemeldeten Fällen sind drei Menschen, die im Lotti-Huber-Haus lebten: ein 93-jähriger Bewohner, der Dienstag starb, sowie eine 95-jährige Bewohnerin und eine 83-jährige Bewohnerin, die beide am Mittwoch starben. Ebenfalls am Mittwoch ist eine 94-jährige Kielerin gestorben, die in keiner Pflegeeinrichtung lebte. Außerdem wurde erst jetzt ein Todesfall vom Monatsanfang bekannt: Eine 96-jährige Bewohnerin aus dem Altenzentrum St. Nicolai ist bereits am 2. Januar gestorben. Damit sind dort 14 Bewohner im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben, im Lotti-Huber-Haus sind es zehn und im Altenzentrum Freiligrathstraße eine Bewohnerin. Schulschließungen helfen dem Kieler Gesundheitsamt: In der Einrichtung in der Freiligrathstraße sind laut dem Betreiber Alloheim aktuell vier Bewohner und fünf Mitarbeiter positiv getestet. Auch im Gertrud-Völcker-Haus, das ebenfalls zu Alloheim gehört, gibt es Corona-Fälle. Dort seien aktuell acht Bewohner und ein Mitarbeiter positiv getestet, so eine Sprecherin der Alloheim-Senioren-Residenzen SE. Die positiv getesteten Mitarbeiter befänden sich in häuslicher Quarantäne. In beiden Einrichtungen sei jeweils ein Wohnbereich unter Quarantäne Ihre Mitarbeiter würden das Geschehen in den Heimen eng begleiten, sagt Gesundheitsamtsleiterin Sabine Herlitzius. „Dass wir in den Alten- und Pflegeheimen nun so präsent sein können, liegt auch daran, dass die Schulen geschlossen sind“, so Herlitzius. Denn in Schulen sei Kontaktpersonennachverfolgung sehr aufwendig. Lesen Sie auch: So sieht es im "Quarantäne-Knast" in Neumünster aus Dass es immer wieder zu Corona-Ausbrüchen in den Heimen kommt, erklärt Herlitzius auch damit, "dass die Symptomatiken bei älteren Menschen nicht so erkennbar sind wie bei jüngeren". Sie würden sich dann häufig abgeschlagen und matt fühlen. So könne es etwas dauern, bis die Symptome mit einer Corona-Infektion in Zusammenhang gebracht würden. In den Altenheimen seien die Bewohner sehr gefährdet, schnell zu erkranken und auch zu sterben, betont Kiels Gesundheitsdezernent Gerwin Stöcken. "Ich ärgere mich über diejenigen, die sagen, die Menschen in den Heimen hätten ihr Leben gelebt und das sei alles nicht so dramatisch. Das Sterben muss man nicht in Kauf nehmen. Sowas ist unmenschlich." Nach einer Lösung zur Testung von Altenheim-Besuchern wird in Kiel noch gesucht: Um die Sicherheit der Bewohner zu erhöhen, müssen sich Besucher inzwischen vorher testen lassen. Doch nach einer Lösung, wie sie vor Ort einen Corona-Test machen können und nicht auf kostenpflichtige Angebote zurückgreifen müssen, wird in Kiel weiter gesucht. "Die Testmittel stehen zur Verfügung, aber es fehlt an Personal", so Herlitzius. Stöcken ergänzt: "Jetzt rächt sich die Ausrichtung der Pflegeversicherungen allein an Kostengesichtspunkten. Das ist nicht richtig." Lesen Sie auch: Diese zwölf Ausnahmen gibt es von der 15-Kilometer-Regel Am Freitag will sich der Gesundheitsdezernent mit den Einrichtungen darüber austauschen, wie weitere Testkapazitäten geschaffen werden können. Zur Unterstützung der Mitarbeiter ist auch die Bundeswehr im Gespräch, 30 Soldaten sind laut Stöcken bereits angefordert worden. Neue Coronavarianten noch nicht in Kiel gefunden: Es gibt aber auch eine gute Nachricht mit Blick auf die Pandemie. So ist laut Herlitzius bislang noch keine der als besonders ansteckend geltenden, neuen Virusvarianten in Kiel gefunden worden. Sie schränkt allerdings ein, dass nicht jede Corona-Probe auch sequenziert werde. "Das machen wir dann, wenn die Umstände es gebieten. Zum Beispiel, wenn es an einer Stelle relativ viele positive Fälle gibt." Lesen Sie auch: Kieler Krisenforscher: Warum Corona-Politik vage bleiben muss Insgesamt stagniert die Corona-Lage in Kiel weiterhin "auf einem mittleren Niveau", wie Stöcken es formuliert. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt beharrlich über der viel genannten 50er-Marke. Der Gesundheitsdezernent vermutet allerdings, dass man sich künftig immer mehr auch an zusätzlichen Werten orientiert werden könnte, etwa, wie viele Menschen durch eine infizierte Person angesteckt werden oder wie viele Geimpfte es in der Bevölkerung gibt.