Corona-Lockdown: Michael Rieckhof von Kelly's in Kiel fordert Öffnungsperspektive

„Wir brauchen dringend ein Szenario, wie es weitergeht“, sagt Michael Rieckhof. Vor seinem Geschäft in der Kieler Altstadt hat er vier Kartons mit gelieferter Ware aufgestellt, die er derzeit nur über das Internet verkaufen kann. Auf den Verpackungen hat er pinke und graue Plakate geklebt. Darauf steht unübersehbar „Wir gehen mit“, etwas kleiner ist das Wort „unter“ durchgestrichen und ersetzt worden durch „voran“. In einem goldenen Rahmen ist das Plakat im Großformat auf einer Stele platziert. Organisiert wurde die „Ein-Personen-Demo“ in ganz Deutschland von der Initiative Freundschaftsdienst, einem losen Verbund von Einzelhändlern und Unternehmen, der eine klare Botschaft wichtig ist, die Michael Rieckhof teilt. Einzelhändler haben vier Forderungen an die Politik: Es gehe nicht darum, die Gefahr durch das Virus kleinzureden und gegen die Schließung der Geschäfte zu demonstrieren, betont der Kelly’s-Inhaber. „Wir sind keine Corona-Leugner oder Gegner der Maßnahmen“, sagt Rieckhof. Stattdessen wollen er und seine Kollegen auf die aktuellen Probleme für den Einzelhandel hinweisen. Dafür haben die Geschäftsleute vier Forderungen an die Politik aufgestellt: Schnelle Hilfe durch Vorabzahlungen, unbürokratische Antrags- und Genehmigungsprozesse, faire und angemessene Ausgleichszahlungen sowie ein konkretes Wiedereröffnungsszenario für den Einzelhandel. Lesen Sie auch: Kreativität in der Krise - Frische Blumen aus dem Automaten Michael Rieckhof spricht sich bei der Öffnungsperspektive für einen Stufenplan aus, den auch Ministerpräsident Daniel Günther ins Gespräch gebracht hat. Sobald der Inzidenzwert drei Wochen am Stück unter der 50-Marke liege, sollten die Geschäfte wieder aufmachen dürfen, sagt Rieckhof. Hilfen im Corona-Lockdown müssen schneller fließen: Kritik äußert er an den langsamen finanziellen Hilfen. Die Formulare, um die Überbrückungshilfe III zu beantragen, stehen im Internet noch nicht zur Verfügung. Aktuell lebt Rieckhof von den Rücklagen, die für die Rente vorgesehen waren. Besonders ärgerlich sei der Zeitpunkt des Lockdowns. „Der Dezember ist traditionell der beste Monat, hier können wir uns ein Speckpolster anlegen.“ Hinzu kommt, dass im Januar Versicherungsbeiträge fällig werden, im Februar muss ein Teil der Umsatzsteuer im Voraus geleistet werden. Gleichzeitig wird jetzt die vor neun Monaten bestellte Ware für das Frühjahr geliefert und muss bezahlt werden. „Langsam bin ich ratlos, lange kann das nicht mehr so weitergehen. Die Hilfen müssen schnell kommen.“