Corona-Pandemie: Kieler Karneval ist abgesagt

Heute beginnt für alle Narren die fünfte Jahreszeit: Karneval. Der 11. November ist seit Monaten im Kalender dick angestrichen, aber die Jecken müssen zu Hause bleiben. Wegen der Corona-Pandemie finden in der Session 2020/2021 in Kiel keine Veranstaltungen statt. Komplett übergangen wird der heutige Tag dennoch nicht: Ilona Pein, Präsidentin des Komitees Kieler Karneval, zieht sich ihr offizielles Ornat an und sendet eine Videobotschaft an alle Kieler Karnevalisten über die sozialen Netze. "Wir wollen trotz allem an den Karneval glauben und das Brauchtum weiterleben lassen", sagte sie. "Wir müssen die Motivation im Training hochhalten": "Natürlich war die Enttäuschung groß", sagte Pein über die Mitglieder der Karnevalsgesellschaft Fidelitas Kiel, der auch sie angehört. Unter den Vorstandsmitgliedern sei aber ganz klar gewesen, dass die Gesundheit wichtiger ist. Für die Gardetänzer des Vereins fällt neben den Auftritten auch die Turniersaison aus. "Wir müssen die Motivation im Training hochhalten", sagte Pein, die auch Trainerin der Fidelitas-Prinzengarde ist. Sie trainieren deshalb fleißig für die kommende Session – im Moment zu Hause, per Videokonferenz. "Das hilft uns ja auch über diese Zeit hinweg", sagte sie. Auch an Rosenmontag und Aschermittwoch findet nichts statt: Die Entscheidung, alles abzusagen, fällte das Komitee Kieler Karneval bereits vor dem erneuten Lockdown. "Ich kann und will die Verantwortung nicht übernehmen, dass sich auf unseren Veranstaltungen jemand ansteckt", sagte Pein. Auch die Stadt hatte die traditionelle Schlüsselübernahme im Ratssaal des Kieler Rathauses frühzeitig abgesagt – die Herrschaft bleibt in dieser Session also in den Händen des Oberbürgermeisters. Der Seniorenkarneval in der Wunderino-Arena und der inklusive Karneval mit den Werkstätten am Drachensee und Ottendorf fallen ebenfalls aus. "Für diese Session planen wir tatsächlich keine Veranstaltungen", sagte Pein. Das heißt, auch buntes Treiben an Rosenmontag und Faschingsdienstag ist nicht geplant. Die Entscheidung gegen Veranstaltungen unter Auflagen war auch eine finanzielle: Eine Session mit wenigen Gästen sei schlechter als die Veranstaltungen zu streichen, erklärte Pein. Die wegfallenden Eintrittsgelder würden einige der zehn Kieler Karnevalsvereine dennoch vor eine schwierige Situation stellen. Kein Prinzenpaar zum diesjährigen Karneval: Doch neben den Veranstaltungen fehlt noch etwas anderes Essenzielles: Die Kieler Karnevalisten haben kein Prinzenpaar. "Es gab keine Bewerbungen dieses Jahr", sagte die Karnevalspräsidentin. Die Meimersdorfer Narren haben neben den Veranstaltungen auch das Training ausgesetzt. "Unsere Vereinsmitglieder nehmen das taff hin", sagte die Vorsitzende Andrea Koslowski. Sie mussten den Sessionsauftakt und den Kinderfasching sowie den großen Umzug im Februar absagen. Selbst wenn noch Veranstaltungen mit bis zu 100 Personen möglich gewesen wären, wäre es schwierig geworden, erklärte Koslowski. Den Umzug Anfang des Jahres kurzfristig zu planen, gehe wegen nötiger Genehmigungen nicht so einfach. "Mit Abstand und Maske bringt das auch keinen Spaß."