Corona im Altenheim St. Nicolai in Kiel: Was wir über den Ausbruch wissen

Entwarnung gebe es erst in zwei Wochen nach Ende der Inkubationszeit, sagte Kiels Gesundheitsdezernent Gerwin Stöcken (SPD), doch die Ergebnisse der noch ausstehenden Tests ließen ihn am Donnerstagmittag zumindest etwas durchatmen: Nur eine weitere Bewohnerin des Altenheims St. Nicolai in Kiel ist infiziert, die Gesamtzahl liegt nun bei 39, darunter 27 Bewohner und zwölf Mitarbeiter. Nur ein kleiner Teil sei bislang erkrankt, sagte Stöcken. Allerdings werden alle Bewohner zweimal täglich nach ihrem Befinden befragt, auch wird bei diesen Visiten Fieber gemessen. Es ist ein Szenario, das unter allen Umständen verhindert werden sollte - und das nun doch eingetroffen ist. Am Mittwochabend hatte die Stadt den Corona-Ausbruch im Altenheim vermeldet, mit dem Verweis, sie gehe davon aus, dass noch mehr Menschen betroffen sein werden. Trotz der zumeist negativen Tests hat die Stadt auch das UKSH, das Städtische Krankenhaus sowie die Lubinus Clinicum über den Ausbruch informiert - denn ausgeschlossen werden kann nicht, dass infizierte Bewohner zur Behandlung ins Krankenhaus müssen. "Alle drei Kliniken sind bereit und berichten, dass die Lage mit Blick auf den Ausbruch nicht angespannt ist", sagte Stöcken. Corona im Altenheim: Mitarbeiterin arbeitete trotz Symptomen: Nicht mal 24 Stunden nach der Nachricht, läuft auch die Analyse, wie das Virus in die Einrichtung gelangt ist, auf Hochtouren. „Das kann verhindern, dass wir ähnliche Ausbrüche auch in anderen Einrichtungen haben“, sagte Stöcken am Mittwoch. Am Donnerstag teilte er mit: Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurde das Coronavirus von einer Mitarbeiterin eingebracht, die trotz Symptomen gearbeitet hat. Lesen Sie auch: So ist die Corona-Lage in Kiel "Sie empfand in diesen Zeiten ein besonderes Pflichtbewusstsein", sagte Stöcken. Der Druck in Alten- und Pflegeeinrichtungen sei enorm hoch, auch in Nicht-Corona-Zeiten. "Da will niemand seine Kollegen und Kolleginnen, aber auch die Bewohner nicht im Stich lassen", erläuterte der Gesundheitsdezernent. Falsch sei es natürlich trotzdem, krank zur Arbeit zu gehen, so Stöcken. Das sieht auch Sabine Herlitzius, Leiterin des Kieler Gesundheitsamtes, so: "Das sind die Fallen, in die wir tappen." Nach Corona-Ausbruch: Altenheim St. Nicolai in Kiel sucht dringend Personal: Im Altenheim St. Nicolai in Kiel gilt seit Mittwoch ein Besuchsverbot, zudem müssen die Bewohner in ihren Zimmern bleiben. Das führt zu erheblicher Personalknappheit: Während der Aufwand wegen der individuellen Betreuung deutlich erhöht ist, fehlen der Einrichtung ein Dutzend Mitarbeiter. "Wir stehen in engem Kontakt mit dem Träger, der Diakonie Altholstein", sagt Stöcken. Dort wird nun versucht, Personal aus anderen Einrichtungen abzuordnen oder über Zeitarbeitsfirmen kurzfristig Mitarbeiter zu rekrutieren. "Doch in der Branche fehlt es an allen Stellen an Personal", so Stöcken. Lesen Sie auch: Corona-Regeln für Dezember: Teil-Lockdown bleibt, Schleswig-Holstein hält an 10-Personen-Regel fest Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein An diesen Schulen und Kitas gibt es Corona-Fälle Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Aus diesem Grund will der Dezernent nach der Pandemie auch über die Zukunft der Alten- und Pflegeheime diskutieren. "Die Corona-Krise legt schonungslos offen, wo am falschen Ende gespart wird", sagt Stöcken. "Wir müssen mehr tun. Die Ausstattung der Heime darf nicht nur unter Kostenaspekten entschieden werden."