Coronavirus in Kiel: Das sind die Infektionszahlen in den Stadtteilen

Das Prinzip, das dabei deutlich wird, ist relativ einfach: Je mehr Menschen in einem Ortsteil leben, desto mehr Corona-Fälle gibt es. Von den 434 im März nachgewiesenen Fällen stammen 94 aus Gaarden, Kiels größtem Ortsteil. Auf Platz zwei folgt der zweitgrößte Ortsteil Mettenhof mit 50 Infektionen. Neben der Bevölkerungsdichte eint Gaarden und Mettenhof noch ein weiteres Merkmal: Dort wohnen die Menschen auf engerem Raum zusammen. „Kiels am dichtesten besiedelte Ortsteile Mettenhof und Gaarden weisen die höchsten Ansteckungszahlen auf“, sagt Gesundheitsdezernent Gerwin Stöcken. „Die Zahlen überraschen uns nicht. Dieses Phänomen ist nicht Kiel-spezifisch, sondern es zeigt sich in allen großen Städten Deutschlands.“ Allerdings gilt auch: In der Wik, wo die Bevölkerungszahl annähernd so hoch ist wie in Gaarden und Mettenhof, gibt es nur 24 Infektionen im Monat März. Migrantinnen und Migranten sollen noch besser über Corona informiert werden: Aber auch der Migrantenanteil in Gaarden und Mettenhof ist höher als in anderen Kieler Ortsteilen. Stöcken räumte bereits vergangene Woche ein, dass es einen Bedarf gibt, Migrantinnen und Migranten besser über die Hygienemaßnahmen zu informieren. Der Gesundheitsdezernent bringt dabei unter anderem die Glaubensgemeinden ins Gespräch, die dabei helfen können. Lesen Sie auch: Der Osterappell von Gerwin Stöcken In diesen Stadtteilen leben zudem häufig mehrere Familienmitglieder auf kleiner Wohnfläche zusammen. „Das häusliche Umfeld ist mit deutlichem Abstand die Ansteckungsquelle Nummer eins“, sagt Stöcken. „Trägt ein Haushaltsmitglied das Virus in sich, stecken sich mit großer Wahrscheinlichkeit auch die übrigen Haushaltsmitglieder an.“ Mehr als die Hälfte – 55,1 Prozent – aller Ansteckungen geschehen laut März-Statistik im familiären und privaten Umfeld. Ein Grund dafür ist die gefährlichere britische Virusvariante B117. Während der ersten beiden Corona-Wellen kam es noch oft vor, dass Menschen sich nicht angesteckt haben, obwohl sie mit Infizierten in einem Haushalt leben. Daher wird Stöcken nicht müde zu betonen, dass auch im häuslichen Umfeld so gut es geht die Corona-Regeln befolgt werden sollen – und meint damit vor allem Abstandhalten und Lüften. Stöcken warnt vor falschen Schlüssen: Stöcken warnt, aus der Statistik, die die Stadt ab sofort jeweils zum Monatsende veröffentlichen wird, falsche Rückschlüsse zu ziehen. „Es wird abgeraten, aufgrund der Zahlen bestimmte Orte in Kiel zu meiden. Die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln stellen nach wie vor einen sehr guten Schutz vor Corona dar.“ Lesen Sie auch: So haben die Testzentren über Ostern geöffnet Auf der anderen Seite bleibe es wichtig, auch in Gegenden mit geringen Neuansteckungen alle Hygiene- und Abstandsregeln zu beherzigen. Das trifft besonders auf Schilksee und Steenbek/Projensdorf zu. In beiden Ortsteilen gab es im März weniger als drei Infektionen. Aus Datenschutzgründen verzichtet die Stadt auf die Nennung der genauen Anzahl. Dass in Steenbek/Projensdorf die Ansteckungen so gering sind, überrascht Gerwin Stöcken. Für Schilksee hat der Gesundheitsdezernent mögliche Erklärungen parat. „Schilksee ist ein eher älterer Stadtteil. Vielleicht sind die Menschen hier vorsichtiger. Außerdem sollten schon viele Bewohner geimpft sein.“ Lesen Sie auch: Lokalchef Kristian Blasel kommentiert die Kieler Corona-Zahlen Im öffentlichen Nahverkehr lassen sich kaum Infektionen nachweisen: Ein Problem bei der Kontaktnachverfolgung bleibt, dass bei jeder vierten Ansteckung die Infektionsquelle nicht ermittelbar ist. Laut Gesundheitsamtsleiterin Sabine Herlitzius ist das ebenfalls ein Phänomen, das in größeren Städten häufiger auftaucht. „Je größer eine Stadt ist, desto anonymer ist es.“ Das heißt: Bei der Angabe von möglichen Kontaktpersonen werden Namen nicht genannt, weil ein Infizierter eine Person, mit der er sich unterhalten hat, nur oberflächlich kennt, und keine genaueren Angaben machen kann. Eine geringe Infektionsgefahr hingegen geht von Freizeitaktivitäten (0,9 Prozent) und öffentlichen Transportmitteln aus (0,5).