Denkmalschutz in Kiel: Wie geht es weiter mit den Schroeder-Schulen?

Aus dem Schulbau-Konzept der Stadt geht hervor, dass die denkmalgeschützten Schroeder-Schulen derzeit von einem externen Planungsbüro untersucht und bewertet werden. Laut Stadt strebt die Verwaltung an, der Selbstverwaltung bis zu den Sommerferien einen Vorschlag zum Umgang mit den Schroeder-Schulen zu machen. Der soll ebenfalls mit der Denkmalpflege im Detail diskutiert und abgestimmt sein. Im Moment kommen aus den Ratsfraktionen unterschiedliche Vorschläge dazu, wie weiter vorgegangen werden soll. So regt Elisabeth Pier, die schulpolitische Sprecherin der CDU, an, statt aller denkmalgeschützten Schroeder-Schulen zwei „Beispielschulen“ zu erhalten. „Die Schulen haben sicherlich ihren – auch denkmalschutzrechtlichen – Wert, allerdings sind sie in erster Linie Schulgebäude“, so Pier. Als solche sollten sie vernünftig ausgestattet sein und den pädagogischen Anforderungen entsprechen. Lesen Sie auch: Architekt im Interview: "Denkmalschutz ist nicht verhandelbar" Als Alternative nennt Pier den Erhalt der denkmalgeschützten Schroeder-Schulen als Gebäude, ohne sie jedoch weiter als Schulen zu nutzen. Dann brauche man allerdings Ersatzschulen in der Nachbarschaft – das sei im flächenarmen Kiel nicht machbar. Die Linke will die Schroeder-Schulen erhalten: Die Linke hingegen will die Schulen aufgrund des dahinterstehenden Konzeptes, zu dem die Einbindung von naturnahem Lernen gehört, gerne als solche erhalten. „Es ist unsere Überzeugung, dass eine Schließung der Schulen, wenn möglich, zwingend vermieden werden muss“, so der schulpolitische Sprecher der Fraktion, Pascal Knüppel. Im Zweifelsfall müsse ein bisschen mehr bezahlt werden, um die Schulen zu sanieren. Auch „Die Fraktion“ will die Schulen erhalten. Sie sei überzeugt, dass moderner Schulbetrieb und Ensembleschutz der Baudenkmäler vereinbar sind. Ebenso setzt sich der SSW für die Gebäude ein – dazu sei eine Sanierung, aber auch eine Modernisierung der Gebäude erforderlich, sagt die stellvertretende Vorsitzende Susanna Swoboda. „Möglicherweise wird man dabei nicht die gesamte Substanz retten können. Bei diesbezüglichen Abwägungen muss die Qualität des Unterrichts im Vordergrund stehen.“ Die Schroeder-Schulen sind für die AfD „in ihrer architektonischen Einzigartigkeit schützenswerte Gebäude“, so Eike Reimers. „Heutzutage allerdings entsprechen sie nicht mehr aktuellen pädagogischen Standards.“ Damit Anpassungen vorgenommen werden könnten, sei es notwendig, die Vorschriften für die denkmalgeschützten Gebäude zu lockern. Direkter Zugang zu Außenflächen und offene Laubengänge: Das sind typische Merkmale der 22 Kieler Schulen, die der Architekt Rudolf Schroeder im Zuge des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg entworfen hat. Schroeder war von 1927 bis zu seinem Ruhestand 1962 Abteilungsleiter im damaligen Kieler Hochbauamt und hat in dieser Zeit den Schulbau in der Landeshauptstadt maßgeblich geprägt. In seinen Entwürfen setzte Schroeder reformpädagogische Ideale in Backsteinbauten um, die gemeinsame gestalterische Grundprinzipien haben, wie die kammartig angeordneten eingeschossigen Pavillonbauten. Die Gebäude wurden aber auch an den jeweiligen städtebaulichen Kontext angepasst. Heutzutage bereitet der bauliche Zustand der Schulen zunehmend Probleme. So kam im letzten Sommer die überraschende Nachricht des Umzugs der Friedrich-Junge-Grundschule aufgrund des baulichen Zustands der Gebäude. Kieler Rathauskooperation will mehr Handlungsspielraum erreichen: „Die Kooperationsfraktionen verfolgen das Ziel, einen größeren Handlungsspielraum beim Umgang mit den sogenannten Schroeder-Schulen zu erwirken“, so Christian Ziesmann (FDP), Vorsitzender des Schulausschusses. Dabei sei zu ermitteln, welche Möglichkeiten es gibt, nur eine oder wenige der Schulen als baugeschichtlichen Erinnerungsort zu erhalten. Lesen Sie auch: Keine Zumutung hier zu lernen: Schroeder-Kinder verteidigen ihre Schule Die Einschätzung des Denkmalschutzes sollte auf jeden Fall berücksichtigt werden, betont Antje Möller-Neustock, schulpolitische Sprecherin der SPD. Doch die pädagogischen sowie die gesellschaftlichen Anforderungen an Schulen müssten bei der Entwicklung der Gebäude beachtet werden, wenn eine Renovierung der Bausubstanz anstehe. „Von daher wird das bisherige Vorgehen von der Baudezernentin Frau Grondke, jede Schule einzeln zu betrachten und diese mit den Denkmalschutzbehörden ganzheitlich zu diskutieren, unterstützt“, so Möller-Neustock. Denkmalschutz und moderne pädagogische Anforderungen müssten bei den Sanierungen unter einen Hut gebracht werden, sagt auch Andrea Hake (Grüne). „Es steht völlig außer Frage, dass die Schroeder-Schulen erhaltenswert und ein besonderer Gebäudeschatz in Kiel sind.“ In Anbetracht der Sanierungen, die die Stadt vor der Brust habe, müsse man aber vielleicht etwas pragmatischer vorgehen.