Die Confiserie am Exerzierplatz in Kiel schließt

Es ist eine ungewöhnliche Geschäftsübergabe, die sich im Herzen der Stadt ereignet. Denn die Confiserie am Exer wechselt nicht nur ihren Besitzer, sondern auch ihren Standort. Allerdings zieht sie nur eine Tür weiter – in das Nachbarhaus vom Exerzierplatz 24. Dort betreibt Mustafa Kuscu „Pinos Eismanufaktur“ – und künftig auch den Süßwarenladen von Wolfgang Medau. Der Nachbar wird die Tradition fortführen: In den Räumen seiner Eisdiele wird Kuscu nun neben der Kaltspeise das Angebot von der Confiserie am Exer fortführen. Dabei setzt er weiterhin auf Qualitätsware, die zum Teil direkt aus der Region kommt. Herkömmliche Schoko-Riegel wie im Supermarkt wird es nicht geben. „Ich habe nach einer sinnvollen Ergänzung gesucht, um im ganzen Jahr den Laden öffnen zu können“, erklärt Kuscu, warum er die Trüffel und Pralinen in sein Sortiment aufnimmt. Für die Süßwaren werden zusätzliche Regale aufgebaut. In der wärmeren Jahreszeit konzentriert sich Kuscu auf Eis, zwischen September und Ostern soll der Fokus in dem Laden an der Ecke zum Knooper Weg auf der Confiserie liegen. Beide Produkte werden über das ganze Jahr angeboten. Der alte Inhaber hilft dem neuen: Unterstützung bekommt „Pinos Eismanufaktur“ dabei von Wolfgang Medau. Der gelernte Konditor bleibt seiner Leidenschaft treu. An ein bis zwei Tagen in der Woche wird er bei seinem Nachfolger aushelfen und sein Wissen weitergeben. Denn in der Confiserie am Exer soll weiterhin individuell auf die Wünsche der Kunden eingegangen werden. Dafür sind gute Kenntnisse über die zahlreichen verschiedenen Trüffel und Pralinen notwendig – und die hat sich Wolfgang Medau in den vergangenen 20 Jahren angeeignet. „Ich bin froh, dass ich seine Hilfe bekomme und glaube, dass wir uns gut ergänzen werden“, sagt Kuscu. Und auch für Medau macht es den Abschied leichter. Wehmut verspürt er noch nicht, wenn er daran denkt, seinen Laden am 23. Dezember zum letzten Mal zu öffnen. „Ich bin glücklich, dass es weitergeht und wir diese Lösung gefunden haben.“ Mit bald 65 Jahren sei es für ihn nun an der Zeit kürzerzutreten. Confiserie gibt's künftig auch in Pinos Eismanufaktur: Die Corona-Pandemie ging auch an der Confiserie am Exer nicht spurlos vorbei. „Das Frühjahr war schwierig, erst im Herbst lief es wieder besser.“ Das lag vor allem daran, dass das Weihnachtsgeschäft früher begann und die Kunden sich bereits im November eindeckten. Nun wird es wieder ruhiger. Obwohl die Confiserie nicht vom aktuellen Shutdown betroffen ist und weiter geöffnet hat, kommen derzeit weniger Kunden. „Die letzten Monate waren auch belastend. Es ist gut, dass ich bald nicht mehr mein eigener Herr bin, da fällt Druck ab.“ Ein Stammkunde kommt seit 20 Jahren jede Woche: Entfalten kann sich der 64-Jährige aber weiterhin. Das Konzept der Confiserie am Exer wird er auch im Nachfolge-Geschäft anwenden können, das nach dem Shutdown eröffnen will. Die Süßware bezieht Medau von verschiedenen Lieferanten. Die Pralinen, Trüffel oder Marzipankugeln erreichen ihn einzeln verpackt. So kann der Konditor für seine Kunden individuelle Pakete zusammenstellen, je nach Wunsch. Die Verpackungen gestaltet der Konditor zum Großteil ebenfalls selbst, designt auf Anfrage spezielle Schriftzüge oder Bilder für die Pralinenschachteln. Unterstützung bekommt er dabei stets von seiner Frau Ingrid, die regelmäßig im Laden aushilft. Und die Kunden schätzen diese Individualität, viele von ihnen kommen regelmäßig. Ein Stammkunde kaufte sogar jede Woche und das seit 20 Jahren in der Confiserie am Exer ein. „Natürlich werden wir unsere Kundschaft vermissen und diese uns auch, wie wir in den vielen Gesprächen der letzten Zeit gehört haben. Wir sind ganz gerührt von den vielen Sympathiebekundungen“, berichten die Geschäftsinhaber.

Die Confiserie am Exerzierplatz in Kiel schließt - aber nicht so ganz