Die Droge aus dem Kieler Tatort: Crystal Meth auf dem Vormarsch

Traurige Premiere im Eurocity: Ermittler des Zollfahndungsamtes Hamburg hatten im Januar 2013 erstmals zwei Personen im Zug von Hamburg nach Kopenhagen aufgegriffen, die in ihrem Gepäck gut 700 Gramm Crystal Meth hatten. Seither gibt es immer wieder Fälle – zuletzt schnappten Fahnder kurz vor Weihnachten ein Paar, das versuchte, in einem Waschmittelkarton die Designerdroge nach Skandinavien zu schmuggeln. In Oldenburg im Kreis Ostholstein wurden sie – ebenfalls im Zug und wiederum mit 700 Gramm – gestoppt. „Schleswig-Holstein ist aufgrund seiner geografischen Lage ein klassisches Rauschgift-Transitland für den skandinavischen Markt“, sagt Stefan Jung vom Landeskriminalamt in Kiel. Er ist überzeugt, dass der Großteil der sichergestellten Crystal-Mengen für den skandinavischen Raum bestimmt gewesen ist. Dennoch: „2013 haben auch wir erstmals Crystal-Konsumenten registriert und erste Mengen sichergestellt“, sagt Jung. Bei Kontrollen in Pinneberg, Norderstedt und Lübeck wurde der kristallartige Stoff bei Kontrollen gefunden. Seither mehren sich die Fälle. „Wir folgen damit dem bundesweiten Trend und sehen eine wachsende Bedeutung dieser Droge“, fasst der Ermittler des Landeskriminalamtes zusammen. Die Herstellung von Crystal Meth findet vorwiegend in der Tschechischen Republik statt. Dementsprechend werden die größten Mengen auch nahe der tschechischen Grenze in Sachsen, Bayern, Thüringen und Sachsen-Anhalt sichergestellt. Zuletzt waren es mehr als 75 Kilogramm. Vor dem Kieler Tatort spielte die Droge bereits in der preisgekrönten amerikanischen Serie „Breaking Bad“ eine wesentliche Rolle. Öffentliche Aufmerksamkeit, die der Polizei sogar wichtig ist: „Der Crystal-Konsum führt in den meisten Fällen zu starker psychischer Abhängigkeit“, warnt Jung. Bei Langzeitkonsumenten sei ein rascher und starker körperlicher Verfall zu beobachten. „Meth bewirkt die Freisetzung körpereigener Botenstoffe und führt zu gesteigertem Selbstbewusstsein, vermindertem Schmerzempfinden, unterdrücktem Hunger- und Durstgefühl und gesteigerter Leistungsfähigkeit“, fasst der LKA-Sprecher zusammen. Methamphetamin hat eine lange Geschichte: Es fand bereits im Zweiten Weltkrieg millionenfache Verwendung, Soldaten und Piloten hielten sich mit der „Panzerschokolade“ wach. Die Kehrseite: Die Menschen sind zwar leicht 24 Stunden und länger wach und aufgedreht, aber ihr Körper trocknet aus, es kommt zu massiven Herz- und Kreislaufproblemen, Angstzuständen, Wahnvorstellungen. Warnsignale des Körpers werden nicht mehr wahrgenommen. Daher sprechen Suchtexperten, Zoll und Polizei von einem der gefährlichsten Rauschgifte überhaupt. „Auch wenn der aktuelle Tatort ein überspitztes Bild der tatsächlichen Crystal-Situation in Schleswig-Holstein zeichnet, thematisiert er doch einen bundesweiten Trend und sensibilisiert zugleich“, sagt Jung.

Die Droge aus dem Kieler Tatort - Crystal Meth auf dem Vormarsch