Dr. Katja Keßler gratuliert den Kieler Nachrichten

Wissen Sie, eigentlich ist das hier eine ganz krumme Nummer: Ursprünglich sollte ja mein Mann ein paar frohe Festzeilen schreiben an dieser Stelle – stattdessen bekommen Sie jetzt seine Alte aufs Auge gedrückt. Aber es ist nur zu Ihrem Besten, glauben Sie mir: ICH bin nämlich die Original-Kielerin in unserer Beziehung, meine Liebe zu Stadt und Kieler Nachrichten echt. ER kann Sie als Ostwestfale nur mit nachgemachten Emotionen bedienen. Wer will das schon? Geboren wurde ich vor fünfundvierzig Jahren per Hausgeburt im Sophienblatt, sobald ich laufen und allein mit dem Fahrstuhl vom sechsten in der ersten Stock fahren konnte, traten die KN in mein Leben. Die lagen nämlich als Lese-Abo neben „Frau im Spiegel“, „Quick“ und „Neue Revue“ auf dem Zahnarzt-Wartezimmertischchen meines Vaters. Was den Gänsen von Konrad Lorenz ihre Gummistiefel, waren mir also, könnte man sagen, die Kieler Nachrichten: meine journalistische Frühprägung noch im Windelalter. Mit zehn sorgte meine Lieblings-Tageszeitung für ein weiteres Erweckungserlebnis. Beim großen KN-Fünftklässler-Vorlesewettbewerb machten meine „Schatzinsel“ und ich den zweiten Platz unter viereinhalb Teilnehmern. Zuvor hatte sich das Modehaus „Meislahn“ als total blind erwiesen: Beim hausinternen Pferdebildchen-Ausmal-Wettbewerb fand mein Werk keine Berücksichtigung. Mit zweiundzwanzig verließ ich Kiel und Kieler Nachrichten gen Hamburg, um als stolze BILD-Chefreporterin Heiligabend 2001 zurückzukehren. Mein damaliger Freund und ich brachten es dann fertig, uns drei Stunden in der eiskalten Sicherheitsschleuse der Bordesholmer Sparkasse einzusperren, während der Rest der Familie unbekümmert in die Nikolauskirche zum Weihnachtsgottesdienst pilgerte. Ich war dummerweise auch noch im siebten Monat schwanger. Die Zeit haben wir intelligent genutzt: Wir beschlossen, wir wollen heiraten. Er hieß Kai Diekmann, und das ganze Ding hält jetzt schon dreizehn Jahre.

150 Jahre Kieler Nachrichten - Frühprägung im Windelalter