Drei brisante Kreisparteitage von SPD, CDU und FDP am Wochenende in Kiel

Auf dem Parteitag der Kieler FDP am Sonnabend von 10 Uhr an im Haus des Sports steht nicht weniger auf der Tagesordnung als die Zukunft der Rathaus-Kooperation. FDP-Mitglied Maria Laatsch, immerhin bürgerliches Mitglied im Finanzausschuss der Ratsversammlung, fordert in Antrag Nummer eins, dass die FDP aus dem Ampel-Bündnis mit SPD und Grünen aussteigen soll. Das Fass zum Überlaufen brachte zuletzt ein rot-grüner Alleingang im Rat mit einem Fußwegkonzept ohne Ersatz für wegfallende Parkplätze. Die erboste FDP-Ratsfraktion stimmte mit der CDU dagegen. Laatsch erkennt in dem Vorgang „erhebliche Differenzen hinsichtlich der Gestaltung und Durchführung der Verkehrs- und Mobilitätswende“. Zudem wirft sie den Kooperationspartnern Vertragsbruch vor: SPD und Grüne hätten Vereinbarungen aus dem Kooperationsvertrag sowohl inhaltlich als auch zur Verfahrensweise bei Meinungsverschiedenheiten nicht eingehalten. Auf dem Parteitag stellt der FDP-Kreisvorsitzende Dennys Bornhöft sich zudem seiner ersten Wiederwahl. Der 35 Jahre alte Landtagsabgeordnete führt die Kieler FDP seit zwei Jahren. Kieler CDU: Drei Bewerbungen und eine Irritation: Der FDP-Konvent wird sich leicht mit dem Kreisparteitag der Kieler CDU überschneiden. Die Christdemokraten benennen am Sonnabend von 14 Uhr an auf der Krusenkoppel ihre Direktkandidaturen in den drei Kieler Wahlkreisen für die Landtagswahl am 8. Mai 2022. In Kiel-Nord will der CDU-Kreisvorsitzende Tobias von der Heide wieder für den Landtag kandidieren. Der 36-Jährige gehört dem Parlament seit 2017 an. Seine beiden Mitstreiterinnen hat der Kieler CDU-Chef selbst ausgewählt. Die Kandidatur der Innenstaatssekretärin Kristina Herbst (43) in Kiel-West dürfte unstrittig sein. Dagegen sorgt die Bewerbung von Kreisvorstandsmitglied Seyran Papo (33) um die Direktkandidatur in Kiel-Ost für innerparteiliche Irritationen. Seyran Papo mit kurdischer Vergangenheit bei der Linken: Die gebürtige Kurdin hat sich mit Anfang 20 schon mal bei der Linken versucht. Ihre damalige Landtagskandidatur für die Linke fand sogar Eingang in den schleswig-holsteinischen Verfassungsschutzbericht 2012. Darin heißt es, Papo habe in ihrem Wahlkampf „massive Unterstützung“ von zwei kurdischen Vereinen und einer kurdischen Tageszeitung erhalten, die der verbotenen Untergrundorganisation PKK zuzurechnen seien. Papo sieht in ihrer Vergangenheit bei der Linken nicht mehr als eine Jugendsünde. Sie betont, dass sie der Linken längst den Rücken gekehrt habe, in Deutschland eingebürgert und integriert sei, seit 2015 als Dolmetscherin für deutsche Gerichte und Sicherheitsbehörden arbeite und über das Feld der inneren Sicherheit 2019 zur CDU gefunden habe. Ihr Parteichef von der Heide sieht es ähnlich. Papo habe keinen Einfluss darauf gehabt, wer sie damals unterstützte, sagt er. Brüche im Lebenslauf seien Teil des Lebens. Nicht jeder junger Mensch müsse schon seine endgültige politische Heimat gefunden haben. Von der Heide: „Viele Wege können zur CDU führen.“ Seyran Papo sei mittlerweile in der Partei „voll und ganz angekommen“. Lesen Sie auch Nord-SPD: „Wir streben wieder die Führung an“ Kieler CDU benennt ihre Kandidaturen für die Landtagswahl 2022 Ampel-Kooperation im Rathaus von Kiel steht vor dem Aus Für SPD-Landeschefin Serpil Midyatli geht’s ums Ganze: Um ihre politische Zukunft geht es am Sonntag auch für die SPD-Landesvorsitzende Serpil Midyatli. Von zehn Uhr an bestimmt die Kieler SPD im Brauhaus Lillebräu, wer in den drei Kieler Landtagswahlkreisen 2022 direkt kandidiert. Midyatli bewirbt sich um die Direktkandidatur im Heide-Simonis-Wahlkreis Kiel-Ost, wo sie aufgewachsen ist. Sie bekommt es mit einem Mitbewerber zu tun, der ihr gefährlich werden kann. Der Gaardener Ratsherr Nesimi Temel hat mit seiner Kampagne „Zeit fürs Ostufer“ ordentlich Stimmung für sich gemacht. Midyatli wirft ihr ganzes politisches Gewicht als Landespartei- und Landtagsfraktionschefin sowie als Bundesvize in die Waagschale, wenn sie ankündigt: Wenn ich am Sonntag unterliege, „werde ich nicht für den Landtag kandidieren“, auch nicht auf der Landesliste. „In einer Demokratie braucht man in einer Spitzenfunktion auch das Vertrauen vor Ort.“ Um die Direktkandidatur in Kiel-West bewirbt sich wieder die Landtagsabgeordnete Özlem Ünsal, diesmal allein auf weiter Flur. Das verspricht ein Selbstgänger zu werden. Davon kann im Wahlkreis Kiel-Nord keine Rede sein. Hier bewerben sich gleich drei SPD-Ratsleute um die Direktkandidatur: Kreisparteivize Christina Schubert, Benjamin Walczak und Volkhard Hanns. Ausgang offen.