Ein Jahr nach Kieler OB-Wahlkampf: Björn Thoroe hat sich Gehör verschafft

„Das beste Ergebnis der Linken in einer westdeutschen Großstadt“, wie Thoroe noch heute erfreut betont. Wir treffen Björn Thoroe auf dem Vinetaplatz in Gaarden, dem Schauplatz seines großen KN-Sommerinterviews im Jahr seiner Kandidatur. Er hat sie nicht bereut. Björn Thoroe hat seine Bekanntheit gesteigert: Die Kandidatur habe seine Bekanntheit in Kiel und darüber hinaus sprunghaft gesteigert, berichtet der 35-Jährige. Noch neulich sei er in einer Gaardener Kneipe darauf angesprochen worden, wo er eigentlich nur Fußball gucken wollte. Sein Alleinstellungsmerkmal, die Mütze, helfe sicher bei der Wiedererkennung. Und innerparteilich habe er sich sogar bundesweit einen Namen gemacht. „Unsere Bundesvorsitzende Katja Kipping hat mir zum Wahlergebnis in Kiel gratuliert“, erzählt er. Der Wahlkampf habe ihm viele Kontakte in Kiel beschert und seine Reichweite in den sozialen Medien erhöht. Themen der Kieler Linken finden Widerhall: Auch seinen Themen habe er in der Kommunalpolitik Gehör verschaffen können. „Der Ortsbeirat Gaarden hat meine Forderung nach einer sozialen Erhaltungssatzung für den Stadtteil aufgegriffen und in die Ratsversammlung getragen“, berichtet er. Das Freibad Katzheide werde wie gefordert noch in diesem Sommer wiedereröffnet, nur leider deutlich kleiner als vor der Sanierung. Es werde sich erst noch herausstellen, ob das Freibad seine soziale Funktion als Begegnungsstätte in Gaarden so erhalten könne. Wohnungsbau bleibt das zentrale Thema: Bedauernd registriert Thoroe, dass es wie vor einem Jahr immer noch mehr als 2000 Wohnungslose in Kiel gebe. Der nun begonnene soziale Wohnungsbau auf Marthas Insel sei nicht mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein. Auch nehme die Stadt immer noch nicht konsequent ihr Vorkaufsrecht bei Immobilienverkäufen für den Wohnungsbau in Anspruch. Thoroe hofft, dass das mit der neuen kommunalen Wohnungsgesellschaft anders wird. Der Wohnungsbau ist und bleibt das Paradethema des Ex-Kandidaten und seiner Partei. Flugplatz Holtenau kommt wieder auf die Tagesordnung: Ein anderes Fass, das Thoroe im Wahlkampf aufgemacht hatte, ist der Flugplatz Holtenau. Der Linke hatte vor einem Jahr angekündigt, die Frage nach einer Schließung des Flugbetriebs in der jetzt begonnenen Wahlperiode des Oberbürgermeisters neu aufzuwerfen, dem Bürgerentscheid pro Flughafen von 2018 zum Trotz. „Das wird sicher Thema im nächsten Kommunalwahlkampf werden“, kündigt Thoroe an. Also 2023. Dass SPD, CDU, Grüne und FDP in ihrem neuen Bündnis für die Stadtbahn die Linke außen vor gelassen haben, nimmt Thoroe den Vieren nicht weiter übel. „Die Stadtbahn wird ja kommen“, sagt er, „das ist in Ordnung.“ Und ohne eine Festlegung auf die Schiene wäre die Linke sowieso nicht dazu bereit gewesen, glaubt er. Weitere Kandidatur nicht ausgeschlossen: Für ihn persönlich habe sich durch die OB-Kandidatur „im Großen und Ganzen nichts geändert“, sagt Thoroe. Er wohnt unverändert in einer Fünfer-Wohngemeinschaft in Gaarden Süd und sitzt für seine Partei im Innen- und Umweltausschuss der Ratsversammlung. Dass sein Stellenwert in der Partei gestiegen ist, erkennt Thoroe auch daran, dass er innerparteilich zu weiteren Kandidaturen bei künftigen Wahlen ermuntert werde. Er kann sich durchaus vorstellen, bei der Kommunalwahl 2023 für die Ratsversammlung zu kandidieren. Weitere Nachrichten aus Kiel lesen Sie hier