Einkaufen in Kiel: Letzte Chance für Geschenke

Völlig entspannt macht sich Rita Wasgihen am Sonnabend auf den Weg in die Kieler Innenstadt. "Die Weihnachtszeit ist herrlich", sagt die 82-jährige Kielerin und kehrt erst einmal am Rande des Weihnachtsmarktes im Grill-Maxx am Holstenplatz ein. Pommes mit Salat zur Stärkung werden bestellt. Draußen huschen die Menschen vorbei. Von Stress ist aber an diesem Sonnabend vor dem vierten Advent nicht viel zu spüren. Obwohl der Handelsverband Nord für die Monate November und Dezember mit Umsätzen in Höhe von insgesamt 3,3 Milliarden Euro rechnet. Was eine Steigerung um rund 3,5 bis 3,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Es scheint alles entspannt zu laufen: Zufrieden nippt Rita Wasgihen an ihrem Kinderpunsch "Glühwürmchen". "Ich habe schon alles fertig eingepackt mit Schleifen und Karten", sagt sie. "Und der Entenbraten liegt im Gefrierfach. Wenn man zeitig anfängt, kann einem nichts passieren." Und in diesem Jahr scheint überall alles ziemlich entspannt zu laufen. Was vermutlich auch daran liegt, dass Heiligabend auf einen Sonnabend fällt und nach dem vierten Advent noch eine Woche Zeit bleibt, um Weihnachtseinkäufe zu erledigen. Als Rita Wasgihen zahlt, macht sie sich auf ins Kieler Innenstadt-Getümmel. Langsam schlendert sie vorbei am Modehaus Meislahn. Innen berät gerade Brigitta Hein (53) eine Kundin. Seit 37 Jahren verkauft sie hier Mode und hat schon genauso viele Weihnachtsgeschäfte mitgemacht. "Endlich haben wir mal wieder ein richtiges Weihnachtsgeschäft", sagt sie. "Die Stimmung ist toll. Als ich am Freitag aus dem Laden kam, herrschte ein Trubel wie zur Kieler Woche." Gut gelaunt packt sie einer Kundin einen Poncho in die hauseigene Jutetasche mit der Aufschrift "Lustig, lustig tralalalala" ein. Himmlische Ruhe in der Dänischen Straße: Beschwingt geht es weiter Richtung Alter Markt. Überall ist um die Mittagszeit Platz, immer wieder huscht ein Lächeln über die Gesichter der Passanten. In der Dänischen Straße erwartet die Weihnachtsshopper fast so etwas wie himmlische Ruhe. Hemmo Fahrenkrog (73) serviert seinen Kunden in seinem Laden "Das schöne Haus" erst einmal einen alkoholfreien Punsch und nimmt sich dann alle Zeit der Welt, sein Wissen über Stoffe, Gardinen und Accessoires an den Mann zu bringen. "Wir alle hier sind mit dem Herzen dabei", sagt er. Schade, dass Rita Wasgihen schon alle Geschenke beisammen hat. Auch bei Ruth König (70), die nebenan Klassik- und Jazz-CDs im Angebot hat, kehrt sie nicht ein. Schaut aber interessiert durchs Schaufenster. Die 82-jährige Gisela, die ihren Nachnamen nicht verraten will, deckt sich drinnen gerade mit DVDs von Jonas Kaufmann ein und strahlt. "Mein Neffe durfte den Opernsänger interviewen und hat mir eine persönliche Widmung mitgebracht", erzählt sie. Citti-Park konnte die Erwartungen erfüllen: Könnte sich Rita Wasgihen jetzt zum Kieler Citti-Park beamen, würde sie ähnliche Bilder erleben. "Die Umsatzerwartungen unserer Mieter wurden bis jetzt voll und ganz erfüllt", freut sich Harald Rottes von der Citti-Geschäftsführung. "Alle Kunden sind entspannt. Auch wenn wir am heutigen Sonnabend rund 40.000 Kunden erwarten." Am Donnerstag und am 23. Dezember ist noch einmal bis 22 Uhr geöffnet. "Das entzerrt vieles." Rita Wasgihen macht sich langsam auf den Heimweg. Noch ein paar Putzmittel werden gekauft, dann fährt sie mit dem Bus zurück zu ihrer Wohnung am Westring. Am Heiligabend wird sie mit ihrem Sohn und sieben weiteren Familienmitgliedern in Kiel feiern. "Einer schält Kartoffeln, der andere kümmert sich um den Rotkohl. Das ist immer sehr entspannend und nett", sagt sie. Hat irgendjemand etwas von Weihnachtsstress gesagt? Ein multimediales Dossier zur Entwicklung der Kieler Innenstadt finden Sie hier.

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