Emmaus-Gemeinde Kiel: Pastorin Teelke Bercht geht

Als sie am 4. Oktober 2015 eingeführt wurde, war die St. Lukaskirche im nördlichen Teil der Holtenauer Straße voll, erinnert sich die Pastorin. Zur Gemeinde, die vor zwölf Jahren aus einer Fusion entstanden ist, gehören noch die Martinskirche am Charles-Roß-Ring und die Osterkirche in der Nähe des Holstein-Stadions. Bercht musste sich erst einmal an das kirchliche Leben in der Stadt gewöhnen. Aufgewachsen ist sie im ostholsteinischen Dorf Hansühn, das Vikariat absolvierte sie in Nordhackstedt, als Vertretungspastorin arbeitete sie in Osdorf und Gettorf. „In der Stadt ist es anonymer“, hat Bercht festgestellt. „Auf dem Land wird die Pastorin zum Besuch schon erwartet; in der Stadt soll sie sich am besten noch ausweisen“, skizziert sie überspitzt. Sie habe etwas länger gebraucht als in den dörflichen Regionen, „um in der großen Gemeinde anzukommen“. Viele neue Formate für die Kirche in Kiel während der Corona-Krise : Was die 40-Jährige besonders an der Emmaus-Gemeinde schätzt: „Sie ist sehr offen, neue Formen oder Elemente im Gottesdienst auszuprobieren.“ Das zeige sich auch in der Corona-Krise. „Es sind viele tolle, neue Formate entstanden.“ Eine ganze Reihe Gemeindemitglieder habe die Scheu vor digitalen Treffen verloren. Und dennoch seien in der Pandemie auch Angebote vor Ort sehr wichtig. Die Emmaus-Gemeinde war eine der wenigen Kirchengemeinden der Region, die zu Weihnachten Präsenzandachten gefeiert haben. „Die Organisation war sehr aufwendig, aber es gibt Menschen, die solche Angebote in einer Zeit, in der sehr viel wegbricht, dringend brauchen.“ Lesen Sie auch: Ein Stadion für Gottes Teamspieler Die Pastorin freut sich, dass sie in der Gemeindearbeit viel positive Resonanz erhalten hat. „Mir wurde zurückgespiegelt, dass ich authentisch bin, und solche Äußerungen empfinde ich als großes Geschenk.“ Wenn sie zurückdenkt, wo und wann sie einen Zugang zum Glauben gefunden hat, dann erinnert sie sich an ihren Opa. „Er war eine wichtige Person für mich und hat auf wunderbare Weise von Gott geredet und mir vermittelt, dass wir nicht allein sind.“ Ihr Großvater habe sich seines Glaubens nicht geschämt. In einer Zeit, in der die Zahl der Kirchenmitglieder schrumpft, sei eine solche klare Haltung ein gutes Gegengewicht. Angebracht sei auch, dass die Kirche eine moderne Sprache spreche und sich für neue Entwicklungen öffne. „Wir müssen uns danach richten, was Menschen brauchen.“ Die Kirche könne beispielsweise zeitlich begrenzte Projekte anbieten und sich an andere Orte begeben. Bercht hat im Holstein-Stadion im August vergangenen Jahres mit Abstandsregeln eine Konfirmation mit 36 Jugendlichen und 400 Besuchern gefeiert. Religionsunterricht liegt ihr am Herzen: Kinder und Jugendliche liegen der Mutter eines achtjährigen Sohnes sehr am Herzen, und damit auch der Religionsunterricht. „Dies ist ein Fach, in dem es um Sinnfragen geht“, sagt sie. Raum biete es zugleich für Themen am Puls der Zeit wie Rassismus, Mobbing und Zweifel am Glauben. Die Pastorin ist vielseitig: Sie hat nach ihrem Vikariat ein Jahr am theologischen Seminar der Uni Kiel geforscht. Später hat sie Weiterbildungen für Mitarbeiter in kirchlichen Kitas durchgeführt und auf diese Weise Erfahrungen in der Erwachsenenbildung gesammelt. Nun wird sie am PTI der Nordkirche für Fortbildungen von Religionslehrern und Schulungen von Vikaren zuständig sein. Auf diese „neue Herausforderung“ freut sie sich. Ob ihre Stelle wiederbesetzt wird, ist ungewiss. Verabschiedet wird Teelke Bercht im Gottesdienst am Sonntag, 17. Januar, um 10.30 Uhr in der Osterkirche (Eduard-Adler-Straße 23). Eine Anmeldung ist nicht erforderlich; die Teilnehmerzahl ist auf 50 begrenzt.