Erfindung aus Kiel: Klavierspiel durch die Datenbrille

„Jeder kann Klavier spielen“ – mit diesem Slogan werben der Informatiker Christoph Hanke (32) und der Betriebswirt Christian Fontius (24) auf ihrer Internetseite für ihre Entwicklung. Die beiden Kieler haben sich eine Kombination aus Datenbrille und Software erdacht, mit der es Anfängern einfacher möglich wird, die richtigen Noten und Akkorde am Klavier zu greifen. Das Prinzip ist eigentlich ganz einfach: Der Nutzer sieht durch die Brille die Tasten des Klaviers vor sich – gleichzeitig spiegeln ihm die Gläser Symbole ein, die auf die richtigen Tasten deuten. Doch die Kieler Entwicklung hat es in sich: Die Brille muss selbstständig die richtigen Tasten erfassen, Töne zuordnen, Melodien analysieren, Fehler erkennen und auf schnelle Kopfbewegungen des Nutzers achten. „Es geht darum, zu lernen und gleichzeitig Spaß zu haben“, sagt Christian Fontius über die Entwicklung. Gerade bei jüngeren Musikschülern sei die Form des spielerischen Lernens gut für die Motivation. Denn theoretisch kann das Klavierspielen auch über ein Computerspiel wie Tetris vermittelt werden. Erste Gespräche mit einigen Musikschulen haben die beiden Entwickler ermutigt. „Die waren von der Idee begeistert“, sagt Christoph Hanke. Zuletzt haben die beiden im Gründerraum von Opencampus an Pianomotion gearbeitet, verschiedene Brillen getestet und Softwarekomponenten ausprobiert. Grundlage für die Idee war die Masterarbeit von Christoph Hanke, die er im Herbst an der Muthesius-Kunsthochschule eingereicht hatte. „Die ersten Tests mit einem Prototypen waren sehr erfolgreich“, freut er sich. „Deswegen wollen wir Pianomotion jetzt auch weiterentwickeln.“ Zielgruppe sind vor allem Menschen, die noch keine Erfahrung mit Noten haben und dennoch Klavier spielen wollen. Bisherige Produkte, die sich mit virtuellem Musikunterricht befassten, brauchen meist noch Projektoren oder große Rechenleistungen. Der Einsatz von sogenannten „Smartglasses“, den Datenbrillen, ist dagegen neu. „Ihr Projekt ist eine zukunftsweisende Sache, die sich sicher vermarkten lässt“, sagte Erhard Pfeil, Geschäftsführer der Patentverwertungsagentur Schleswig-Holstein (PVA-SH) zu den beiden Erfindern. Denn Christoph Hanke und Christian Fontius haben mit ihrer Entwicklung jetzt einen Sonderpreis im Rahmen des Ideenwettbewerbs Schleswig-Holstein bekommen. Die PVA berät das junge Unternehmen und will die lizenzrechtlichen Fragen rund um die technischen Schutzrechte für Pianomotion klären. Eine erste App, mit der Pianomotion künftig noch besser werden soll, soll jetzt von Musikschülern und Lehrern – vorerst ohne Brille – getestet werden. „Wichtig ist für uns, das Produkt gemeinsam mit den späteren Nutzern zu entwickeln“, sagt Christian Fontius. Wer sich für einen Test interessiert, kann sich über die Internetseite des Startups anmelden. www.pianomotion.com

Erfindung aus Kiel - Klavierspiel durch die Datenbrille