Erste Elektrofähre Dusternbrook ist in Kiel am Bahnhofskai eingetroffen

Die Werft Holland Shipyards hat Wort gehalten. Pünktlich zum Weihnachtsfest wurde die neue "Düsternbrook" vor Heiligabend in Kiel angeliefert. 15 Monate nach Vertragsunterzeichnung schwimmt der Neubau jetzt am Betriebshof der Schlepp- und Fährgesellschaft Kiel (SFK) am Bahnhofskai. Die rund 100 Tonnen schwere "Düsternbrook" ist Kiels erste Elektrofähre. Sie ist außerdem die erste derartige Fähre einer Reederei an der deutschen Nord- und Ostseeküste. Im Frühjahr soll sie in Dienst gestellt werden. Angetrieben wird das knapp 25 Meter lange Schiff von zwei Baumüller-Elektromotoren mit 86 Kilowatt Leistung, die ihre Energie aus 78 Batteriezellen mit einer Speicherkapazität von 819 Kilowatt-Stunden bekommen. Corona konnte Bau nicht verzögern: Damit hat diese Fähre fast die dreifache Speicherkapazität im Vergleich zur im Juli aus den Niederlanden gelieferten großen Hybrid-Fähre "Gaarden", die 273 Kilowatt-Stunden Speicherkapazität hat. Der Bau der "Düsternbrook" kam trotz der Corona-Pandemie und Lockdown schneller als zunächst gedacht voran. Bereits am 14. November erfolgte der "Stapelhub" bei der Bauwerft an der Merwede bei Rotterdam. Die "Düsternbrook" soll nach dem Jahreswechsel in Kiel auf die Abnahme vorbereitet werden. Noch gehört das Schiff der niederländischen Bauwerft. Die Reederei SFK hat aber bereits die Ladeinfrastruktur für die Fähre bauen lassen. An der Kaistraße in Kiel ist ein Trafohaus und eine neue Anbindung gebaut worden. Die Kabel und Stecker liegen auch schon bereit. Wenn die Corona-Pandemie es zulässt, kann im Januar mit den Abnahmefahrten begonnen werden. Errpobung bereits absolviert: Die Probefahrten hat das Schiff auf den Flüßen bei Rotterdam bereits erfolgreich absolviert. Für die Werft ist es auch eine Premiere. Es ist die erste vollkommen elektrisch betriebene Fähre von Holland Shipyards. Die Werft aus der Nähe von Rotterdam hatte im Beisein von Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) nach europaweiter Ausschreibung den Auftrag zum Bau der Fähre erhalten. Das Schiff kostet rund drei Millionen Euro. An Bord der "Düsternbrook" wird Platz für 65 Fahrräder und bis zu 140 Passagiere sein. Die Rampen sind breiter und auch für große Fahrräder gut nutzbar. Das Fahrraddeck vorn ist offen, der Passagierbereich im Heck geschlossen. Auf dem Oberdeck befinden sich noch zusätzlich Solar-Paneele, die für den Betrieb der Bordeinrichtungen genutzt werden. Fünf Ladepunkte in Kiel: Für die Aufladung der Batterien gibt es zukünftig fünf Ladeanschlüsse im Hafen. Je zwei an der Bahnhofsbrücke und am Werkstattponton der Reederei sowie einen in Dietrichsdorf. Mit einer vollen Aufladung der Batteriezellen soll die "Düsternbrook" bis zu zehn Stunden fahren können. Da es auch für Schiffe an den Küsten keine Ladestationen gibt, musste die Überfahrungsfahrt von Rotterdam nach Kiel mit Hilfe von Schleppern erfolgen. Dabei war die Fahrt in eine Etappe über die Kanaäle bis Harlingen und eine zweite über die Nordsee aufgeteilt. Die Etappe von Harlingen durch den Nord-Ostsee-Kanal nach Kiel übernahm der niederländische Schlepper "Bösch" der Reederei Schramm aus Brunsbüttel.