FH-Präsident Udo Beer Raumnot in allen Fachbereichen

Denkt Professor Udo Beer an die Wintersemester, spricht der Präsident der Fachhochschule auch schon mal von einem Tsunami. Die weit über 1000 Studienanfänger, die jedes Jahr zu Semesterbeginn mit einem Schlag auf den Campus auf den ehemaligen Howaldt- und Hell-Arealen strömen, würden der Hochschule echte Probleme bereiten. „In dieser Zeit platzen wir aus allen Nähten und bräuchten unbedingt Auffangbecken“, sagt Beer. Die gäbe es aber nicht. Die Folge: Übervolle Hörsäle und dichtes Gedränge in den Seminarräumen und Laboren. Erst zum Ende der Semester würde sich die Situation etwas entspannen. Das Raumproblem bleibe aber und dürfte in den nächsten Jahren mit Blick auf die prognostizierten Zahlen noch größer werden. Als sich die Landesregierung 1989 für die Konzentrierung der Fachhochschule in Neumühlen-Dietrichsdorf entschied und der Campus auf dem Kieler Ostufer in den folgenden 15 Jahren stark ausgebaut wurde, legte man einen Hochschulbetrieb mit 3800 Studierenden zugrunde. Das passte anfangs auch. So waren im Wintersemester 1997/98 in den damals noch fünf Fachbereichen auf dem Campus Kiel 3714 Studierende eingeschrieben. Im Fachbereich Agrarwirtschaft waren es 210, im Fachbereich Bauwesen (Sitz Eckernförde) – 2007/08 aus der Fachhochschule Kiel ausgegliedert und in den Fachbereich Bauwesen der Fachhochschule Lübeck integriert – waren es 966. Doch die Hochschule wuchs rasant. Über 4249 (Wintersemester 2002/03) und 5070 (2008/09) kletterte die Zahl auf dem Campus Kiel auf heute 6368 Studierende. Der Fachbereich Medien startete 1998 mit 40 Studierenden. Zurzeit sind es 550. Rechnet man den Fachbereich Agrarwirtschaft in Osterrönfeld hinzu (478), studieren heute 4166 Männer und 2680 Frauen an der Fachhochschule Kiel. Allein in den vergangenen fünf Jahren sind über 30 Prozent hinzugekommen. In diesem Wintersemester rechnet der FH-Präsident mit erstmals über 7000 Studierenden. Die Tendenz für die kommenden Jahre ist steigend. Zwar hat die Landesregierung weit über 100 Millionen Euro in den Um- und Neubau auf dem Campus gesteckt. Seminarräume sind entstanden (Mehrzweckgebäude, Internationales Zentrum), und es soll noch in diesem Jahr mit dem Bau von sechs weiteren Seminarräumen auf dem ehemaligen Spielplatz und dem Parkplatz neben dem Computermuseum begonnen werden. Das soll vor allem die Fachbereiche Medien und Soziale Wirtschaft entlasten. Die Platznot aber bleibt. „Das reicht nicht“, meint Udo Beer. Dringend benötigt würden auch Rückzugsräume, wo die Studierenden in Arbeitsgruppen in Ruhe lernen und sich auch einfach nur mal so treffen können. Auch das, so Beer, gehöre zu einer guten Hochschule dazu. Raumnot beklagt auch der Asta. In allen Fachbereichen könnten die Studierenden nur wenige Räume für sich nutzen. „An der ganzen FH gibt es keine Freizeiträume. Plätze in Laboren, Studios oder Technikräumen sind nur schwer zu bekommen“, sagt Vorstand und BWL-Student Marco Metzger (23). Oft würden sich Kommilitonen daher selbst das notwendige Equipment kaufen und zu Hause arbeiten. Dafür müssten sie meist nebenbei arbeiten, was sich negativ aufs Studium auswirkt. Metzger ist überzeugt: „Kommen noch mehr Studierende und die Raumsituation wird nicht besser, wird bald auch die Lehre leiden.“

FH-Präsident Udo Beer - Raumnot in allen Fachbereichen