Fährschiff "Gaarden" in Kiel macht eine große Welle: Ruderer haben Angst

„Man kann nicht mehr entspannt seinem Sport auf der Förde nachgehen. Immer muss man schauen, ob nicht gerade die ,Gaarden’ irgendwo in der Nähe ist. Dann müssen wir stoppen und beidrehen. Dieses Schiff ist eine Fehlkonstruktion“, schimpft zum Beispiel Olaf Lenz, begeisterter Ruderer beim Ersten Kieler Ruder-Club von 1862 (EKRC). Der alteingesessene Verein hat sein Vereinsheim und die Schwimmstege an der Kiellinie. Als die neue Fähre im Juli kam, war es mit der Ruhe vorbei. „Immer, wenn die ,Gaarden’ vorbeikam, standen die Schwimmstege anschließend unter Wasser. Das ist bei keinem anderen Schiff so“, sagt auch Bernd Klose, Vorsitzender des EKRC. Auch im Sporthafen sind die Probleme mit dem Wellenschlag bekannt: Dass die im Juli in Dienst gestellte „Gaarden“ eine große Welle macht, ist auch der Sporthafen Kiel-Gesellschaft aufgefallen. „Als das Schiff kam, standen sofort die ersten Bootseigner bei mir und klagten über Schäden durch Wellenschlag“, berichtet Philipp Mühlenhardt von der Sporthafen Kiel GmbH. Er hat sofort mit der Schlepp- und Fährgesellschaft Kiel (SFK) den Kontakt gesucht und die Problematik besprochen. „Danach wurde es besser“, sagt Mühlenhardt. Lesen Sie auch: Die "Gaarden" liegt gut im Wasser Die Seeschifffahrtsordnung erlaubt auf der Kieler Förde eine Höchstgeschwindigkeit von zehn Knoten. In einem Abstand von unter 200 Metern zum Ufer muss das Tempo auf 5,4 Knoten reduziert werden – was zehn Kilometern pro Stunde entspricht. Diese Vorgaben hält die „Gaarden“ ein. „Bei der Wasserschutzpolizei ging in diesem Zusammenhang nur eine Meldung ein, die aber ohne Ergebnis blieb. Aus polizeilicher Sicht gab es durch die ,Gaarden’ bislang keine Verstöße“, sagt Matthias Arends, Sprecher der Polizeidirektion Kiel. Der Rumpf der "Gaarden" ist etwa einen Meter breiter als bei den alten Fähren: Die Bugwelle begründet die SFK mit der größeren Breite des Neubaus. „Aufgrund der geänderten Bauvorschriften in der Binnenschifffahrt, die zwei anstelle von einer Antriebsanlage vorschreiben, und der mehr zur Verfügung gestellten Fahrradstellplätze ist das neue Plug-in-Hybridschiff breiter als die herkömmlichen Fördeschiffe“, teilt SFK-Sprecherin Andrea Kobarg mit. Die alten Fähren hatten klassische Diesel-Antriebe mit nur einer Antriebswelle. Bei der „Gaarden“ sind zwei Elektromotoren, zwei Generatoren und Batterien eingebaut worden, dadurch ist der Rumpf etwa einen Meter breiter. Die Klagen der Ruderer über die Bugwelle hat auch die SFK inzwischen aufgenommen. „Es wird in Zusammenarbeit mit der Bauwerft Holland Shipyards und mit der Unterstützung von Schiffsbauversuchsanstalten in Holland und Hamburg zunächst für die Folgebauten an einer Lösung gearbeitet“, sagt Andrea Kobarg. Eine Nachbesserung des Rumpfes der „Gaarden“ soll nach Abschluss der Untersuchungen auch erfolgen. Lesen Sie auch: Kiels erste Elektrofähre ist startklar Aus Sicht der Ruderer wäre eine generelle Reduzierung der Geschwindigkeit von 10 auf 5,4 Knoten für alle Fahrzeuge auf der Innenförde wünschenswert. In diesem Fall würde sich die Fahrt vom Bahnhof nach Laboe allerdings auf knapp zwei Stunden fast verdoppeln. Die SFK hat als Kompromiss alle Kapitän angewiesen, die Geschwindigkeit der Verkehrssituation anzupassen.