Das ist der Verdächtige aus der JVA Kiel

Was wissen wir über den Mann an der Faeschstraße, der am 3. Mai 2007 das damals drei Jahre alte britische Mädchen Madeleine McCann aus einem Ferienappartement im portugiesischen Praia da Luz an der Algarve entführt und getötet haben soll? Christian B. sitzt derzeit eine alte Haftstrafe ab: Christian B. ist nach Angaben der Ermittler 43 Jahre alt, Deutscher und mehrfach vorbestraft, auch wegen Kindesmissbrauchs. Derzeit sitzt der Mann in Kiel eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten ab. Das Amtsgericht Niebüll hatte sie 2011 wegen Drogenhandels auf Sylt verhängt. Parallel ist gegen ihn wegen Vergewaltigungsvorwürfen Untersuchungshaft angeordnet. B. lebte zwischen 1995 und 2007 regelmäßig an der Algarve in Portugal und für einige Jahre in einem Haus zwischen Lagos und Praia da Luz. Vor seinem Auslandsaufenthalt hatte er in der Region Braunschweig gewohnt. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig führt die Ermittlungen. In Portugal ging der Mann Gelegenheitsjobs unter anderem in der Gastronomie nach. Er soll seinen Lebensunterhalt zudem durch Einbruchdiebstähle in Hotels und Ferienwohnungen sowie durch Drogenhandel finanziert haben. Immer wieder pendelte er zwischen Portugal und Deutschland. Strafregister des Verdächtigen weist 17 Einträge auf: B. wurde mehrfach zu Jugend-, Geld-, Bewährungs- und Freiheitsstrafen verurteilt. Laut „Spiegel“ weist das Strafregister insgesamt 17 Einträge auf. Im Oktober 1994 verhängte das Amtsgericht Würzburg eine zweijährige Jugendstrafe gegen ihn, unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes. Das Amtsgericht Braunschweig verurteilte den Mann im Februar 2016 zu insgesamt einem Jahr und drei Monaten Haft wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes und des Besitzes kinderpornografischer Schriften. Gegen den Mann ergingen den Akten zufolge auch europäische Haftbefehle wegen offener Haftstrafen. Zuletzt wurde er im September 2018 in Italien festgenommen. Lesen Sie auch: Fall Maddie beherrscht die Weltpresse Erst im Vormonat war eine Haftstrafe wegen sexuellen Missbrauchs eines anderen Kindes ausgelaufen, und die Staatsanwaltschaft Flensburg versäumte es nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“, rechtzeitig eine Anschlusshaft wegen des Drogenhandels zu erwirken. Im Dezember 2019 verurteilte das Landgericht Braunschweig den Mann wegen schwerer Vergewaltigung unter Einbeziehung früherer Strafen zu sieben Jahren Haft. Er soll 2005 in Praia da Luz eine 72 Jahre alte US-Amerikanerin in deren Haus überfallen und vergewaltigt haben. Daher rührt die U-Haft. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, die Revision liegt beim Bundesgerichtshof. Für einen Haftbefehl im Fall Maddie reicht es noch nicht: „Für einen Haftbefehl oder eine Anklage reicht es im Fall Maddie noch nicht aus“, sagte Hans Christian Wolters von der Staatsanwaltschaft Braunschweig gestern. Er bittet Zeugen, sich zu melden. Unklar ist, warum der 43-Jährige unter Mordverdacht steht. Die Ermittler haben sich bislang nicht zu Indizien geäußert. Das Kind oder seine Leiche sind nicht gefunden. Klar ist nur: Am 3. Mai 2007 soll B. „zu tatrelevanter Zeit“ in Praia da Luz mit dem Handy telefoniert haben. Er soll in Portugal zwei auffällige Autos gefahren haben, einen VW-Bus und einen Jaguar. Gibt es eine Verbindung zum Fall der vermissten Inga? Unklar sind auch der Tathergang und das Motiv. Das sei Gegenstand der aktuellen Ermittlungen, sagte ein Beamter des Bundeskriminalamtes am Mittwoch bei „Aktenzeichen XY... ungelöst“. Möglich sei eine sexuelle Motivation oder dass nach einem Einbruch spontan auf ein Sexualdelikt umgeschwenkt wurde. Zu den offenen Fragen gehört auch, ob es weitere Taten gibt. Die Staatsanwaltschaft Stendal sucht nach möglichen Verbindungen zum Fall der fünfjährigen Inga, die 2015 in Sachsen-Anhalt verschwunden war. Weitere Nachrichten aus Kiel lesen Sie hier.

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