Feuerwehr und Tierheim: Welche Tiere werden in Kiel gerettet?

Eine verletzte Amsel starb, nachdem sie der Feuerwehr Kiel zum Transport ins Tierheim übergeben worden war. Das bestätigte auch die Feuerwehr. Auf Facebook hagelte es daraufhin wütende Kommentare. Man warf den Einsatzkräften vor, das Tier nicht gerettet zu haben. Inwiefern gehört die Rettung von Wildtieren eigentlich zu den Aufgaben der Feuerwehr? "Sowohl die Feuerwehr als auch der Tierschutzverein sind nicht vertraglich verpflichtet, Wildtiere zu retten", sagt Katja Dubberstein, die neue Leiterin des Tierheims. Die Aufgabe des Vereins liege darin Fundtiere aus dem Haustiersegment zwischen 7 und 18 Uhr werktags einzufangen – außerhalb dieser Zeiten springt die Feuerwehr ein. "Aber natürlich sind wir ein Tierschutzverein", führt Dubberstein fort, "wenn Wildtiere in Not sind, fahren wir los – und die Feuerwehr macht das auch." Lesen Sie auch: Möwen: Feuerwehr ist immer häufiger im Einsatz "Die Zuständigkeit der Feuerwehr Kiel ist es, in akuten Notlagen Tieren zu helfen, wo sich die Tiere nicht selber befreien können", sagt Feuerwehr-Amtsleiter Thomas Hinz. Auch wenn die Bürger technisch überfordert seien, Gefahren wie ein Biss drohten oder sich jemand bei der Rettung in Gefahr bringen würde, komme die Feuerwehr. Hinz macht auch klar: "Wir sind nicht dafür zuständig, verletzte und erkrankte Tiere zu einem Tierarzt zu transportieren." 2019 sei die Feuerwehr Kiel 156 Einsätze mit dem Stichwort "Tier in Not" gefahren. 2020 waren es bisher 52. Die Zahl steigt also nicht, wohl aber die der Anrufe über die Notrufnummer, um ein krankes oder verendetes Tier zu melden. Dadurch werde die 112 für lebensbedrohliche Fälle blockiert, so Hinz. Der Aufwand der Wildtier-Rettung ist immens: Auch Dubberstein räumt ein, dass die Ausmaße in keinem Verhältnis stehen: In diesem Jahr seien bisher rund 470 Wildtiere abgegeben worden – rund 40 davon hat die Feuerwehr gebracht. "Sowohl die Feuerwehr als auch der Tierschutzverein fahren sich einen Wolf für die Wildtiere", sagt Dubberstein. Klingt nach einem Witz, aber der Aufwand ist es für sie nicht. Lesen Sie auch: Das ist die neue Tierheim-Leiterin Das Tierheim besitzt einen Wagen, mit dem im Fundtier-Fall ein ausgebildeter Tierpfleger fährt. Mindestens einmal pro Tag, so Dubberstein, manchmal mehrere Stunden. Entsprechend hat sie auch Verständnis für die Feuerwehr, die eben nicht als allererstes die Tierrettung im Blick hat. Tierschutzverein und Feuerwehr tauschten sich kürzlich noch einmal aus, so Dubberstein. Die Zusammenarbeit ist eng, betonen beide: Vereinbart wurde auch, die Feuerwehr gezielt zu schulen, wie Tiere angefasst werden sollten – und vielleicht auch die aufgebrachten Anrufer. Dubberstein macht klar: "Vor allem sollten wir verhindern, dass Tiere unnötig bei uns landen." Der tapsende piepende Jungvogel mag ein emotionaler Anblick sein; aber wohl auch für Katzen. "Und die sind in der Natur nun einmal einkalkuliert", sagt Dubberstein. Es ist die Natur: Wildtiere sind keine Haustiere: Hinz ergänzt, einige Bürger sähen Wildtiere wie Haustiere an. "Wildtiere gehören aber mit zum Kreislauf der Natur und dienen auch anderen Tieren als Futter. Diese Tatsache gehört zur Natur." Wenn der Mensch in das Ökosystem eingreife, verschiebe sich das Verhältnis. „Das passiert leider häufig im innerstädtischen Bereich.“ Dadurch können auch andere Tiere leiden oder verschwinden. Dubberstein erläutert, was im Tierheim auf die Geschöpfe wartet: Jungtiere werden aufgezogen und in die Natur entlassen. Von Unfällen geschockte Tiere bleiben nur kurz: "Wenn das Tier nicht in der Aufzucht ist, muss es möglichst schnell weg." Schwerverletzte Tiere – beispielsweise Wildvögel mit offen gebrochenen Flügeln – werden aber auch eingeschläfert. Unterdessen hat die Aufregung um die tote Amsel in der vergangenen Woche die politische Ebene erreicht. Dezernent Christian Zierau hat sich eingeschaltet und mit der Feuerwehr nach KN-Informationen ein ernstes Gespräch geführt: Man spreche regelmäßig über Einsatzgeschehen, betonen beide. Hier sei mit der Debatte um Tierrettung zudem öffentliches Interesse erkennbar. Zierau sagt, man habe sich auch ausgetauscht, "in welchem Fall die Feuerwehr helfen kann – und wann nicht." Newsletter der Kieler Nachrichten Kennen Sie schon die Post aus dem Newsroom? Den kostenfreien Newsletter über die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein versenden wir Mo-Fr ab 17 Uhr. Hier können Sie sich für unser Mailing anmelden. Weiterer Newsletter: Kiel mittendrin. 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