Förderprogramm für Kiel soll Kita-Einstieg für alle ermöglichen

Der Bedarf an Kita-Plätzen in Kiel ist hoch, trotz Investitionen sind die Wartelisten voll. Doch das ist nicht die einzige Herausforderung, vor der die Stadt bei der frühkindlichen Bildung steht, denn: Viele Familien sind gar nicht erst auf einer Warteliste, das Konzept Kindertagesstätte kommt nicht bei ihnen an. Aus diesem Grund nimmt die Stadt Kiel seit Ende 2017 am Bundesprogramm "Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung" teil – mit Erfolg. "Wir wollen jedem Kind dieselben Bildungschancen ermöglichen", sagt Marion Muerköster, Leiterin des Kieler Jugendamts. Deshalb liege der Fokus des Programms in Kiel auf sozial schwachen Familien oder Familien in schwierigen Wohnsituationen, solchen in finanzieller Notlage und geflüchteten Familien. 450.000 Euro für Angebot zum Kita-Einstieg: Im Bildungsbericht hatte das Jugendamt festgestellt, dass diese drei Gruppen nicht erreicht werden. Ihnen soll mithilfe des Bundesprogramms das Konzept Kindertagesstätte, das in manchen Kulturkreisen unbekannt ist, nähergebracht und schließlich bei der Anmeldung für einen Kita-Platz geholfen werden. "Das Programm soll eine Brücke schlagen zur Kita, denn die Kita ist das erste Bildungsangebot", sagt Muerköster. In den vergangenen drei Jahren hat der Bund der Stadt Kiel für die Umsetzung des Programms zum Kita-Einstieg insgesamt 450000 Euro bereitgestellt – zehn Prozent der Zuwendung muss der Empfänger selbst tragen. Die Stadt hat das Haus der Familie beauftragt, das Programm in Kiel zu koordinieren. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Stadtteilen Gaarden-Ost und Neumühlen-Dietrichsdorf, da hier besonderer Handlungsbedarf besteht. Kita-Einstieg: Eltern werden beraten, Kinder spielen: Acht Angebote hat das Haus der Familie geschaffen, um Eltern und Kinder an die Kita heranzuführen. Darunter sind die Krabbelbande in Dietrichsdorf für Kinder unter einem Jahr und zwei sogenannte Brückengruppen in Gaarden und in der Gemeinschaftsunterkunft in Dietrichsdorf, wo Kinder von drei bis sechs Jahren mehrmals pro Woche spielend lernen, was in einer Kita passiert. Bei dem Angebot "Spielorte" erkunden Familien gemeinsam verschiedene Orte in Gaarden. Während der Corona-Pandemie kann dieses Angebot in vollem Umfang weitergehen, weil die Familien an der frischen Luft unterwegs sind. Für Eltern gibt es Beratungs- und Netzwerkangebote wie den Eltern-Kind-Treff für neue EU-Bürger oder das Multikultikochen im Familienzentrum an der Kaiserstraße in Gaarden. Um die Angebote zu realisieren, arbeitet das Haus der Familie mit mehreren Kitas in den beiden Stadtteilen zusammen, aber auch mit anderen Akteuren wie dem Vinetazentrum oder dem Stadtteilbüro Gaarden. Lesen Sie auch: Mit Rotznase in die Kita: Wie gut funktioniert der Schnupfenplan? Kita auf dem Bauernhof Programm zum Kita-Einstieg ist erfolgreich: 112 Kinder haben Platz bekommen: "Mit unserer Warteliste könnten wir eine Kita füllen", sagt Eva-Johanna Wolf, die Koordinatorin des Programms im Haus der Familie. Auch sonst fällt die Bilanz nach drei Jahren positiv aus: 112 Kinder sind in Kitas angemeldet worden, zu 250 Familien konnte das Haus der Familie mit dem Programm Kontakt aufnehmen. "Eine geflüchtete Mutter hat sich sogar in den Elternbeirat wählen lassen", sagt Marion Muerköster. Das Bundesprogramm läuft Ende dieses Jahres aus, kann aber bis 2022 verlängert werden. Die Koordinatorinnen wollen diese Gelegenheit unbedingt nutzen. Besonders die Brückengruppen und die Spielorte wollen sie beibehalten und noch mehr Energie in die Beratung und Hilfe bei der Kita-Anmeldung stecken. Zudem wollen sie weitere Kooperationspartner ins Boot holen. Das Programm „Kita-Einstieg: Brücken bauen in frühe Bildung“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend will mit niedrigschwelligen Angeboten Eltern und Kindern den Zugang zur Kindertagesbetreuung erleichtern. Im Fokus des Programms stehen Familien, die die institutionelle Kindertagesbetreuung bislang nicht oder nur wenig erreicht. Um am Bundesprogramm teilnehmen zu können und die Förderung des Bundes zu erhalten, müssen Kommunen und Städte eine Bedarfsanalyse durchführen und ein Konzept erstellen, das an die Gegebenheiten vor Ort angepasst ist. Im gesamten Bundesgebiet wird das Programm an rund 150 Standorten umgesetzt. Mehr Nachrichten aus Kiel finden Sie hier.