Forstbaumschule in Kiel: So klappt es mit der Corona-Hygiene in der Gastronomie

Die Maßnahmen aufgrund der Corona-Pandemie sind nicht zu übersehen: Schon vor dem Eingang weisen große Plakate auf die Regeln hin, die die Gäste in der Forstbaumschule einhalten müssen, dazu zählt eine Maskenpflicht im Restaurant, natürlich mit der Ausnahme am Tisch selbst. Tatsächlich besteht laut Landesverordnung in Restaurants anders als im Einzelhandel keine generelle Maskenpflicht. Die Betriebe könnten hier aber von ihrem Hausrecht Gebrauch machen und das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung anordnen, so Stefan Scholtis, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands Dehoga Schleswig-Holstein. Lesen Sie auch: Wieder Hygieneverstöße in Kiel: Die Gastroszene lernt nicht dazu In der Forstbaumschule trägt neben den Gästen auch das Servicepersonal eine Maske. Dem Senior-Chef der Forstbaumschule, William Steen, geht es darum, sowohl Kundschaft als auch Personal zu schützen. Es gebe aber auch immer wieder Menschen, die ohne Maske kämen. „Das ist nicht immer einfach, wir setzen uns dann mit ihnen auseinander.“ Insgesamt seien die Mitarbeiter bei Fragen immer bereit, Rede und Antwort zu stehen. Gäste desinfizieren sich vor dem Betreten der Forstbaumschule die Hände: Vor dem Betreten des Restaurants wird man zudem darum gebeten, sich die Hände zu desinfizieren. Dafür stehen zu Spendern umfunktionierte Weinflaschen auf Baumstümpfen bereit. Eine Eigenkonstruktion, wie Steen erzählt. Die Gäste, die am Freitagmittag ankommen, steuern den Spender am Eingang bereits gezielt an. Empfangsservice bringt die Gäste an ihre Plätze im Restaurant: Im Anschluss werden sie im Eingangsbereich vom Servicepersonal empfangen und an einen freien Tisch gebracht. Zusätzlich erhalten sie Kontaktformular und Kugelschreiber. „Die müssen wir immer wieder nachkaufen, die verschwinden regelmäßig“, so Steen. Bleiben soll hingegen der Empfangsservice – auch nach der Pandemie. Das werde von den Gästen gut angenommen, erzählt der Senior-Chef. Das Kontaktformular muss ausgefüllt werden: Am Platz angekommen heißt es für die Gäste, die Kontaktformulare auszufüllen. Die benötigte Tischnummer ist auf einem kleinen, auf dem Tisch liegenden Stein zu finden. „Bislang hatten wir keine Fälle von offensichtlichen Falschangaben“, sagt Steen. Immer wieder ist davon zu hören, dass Gäste Namen wie „Micky Maus“ angeben. „Die Gastronomen sollten den Gästen vehement sagen, dass sie die korrekten Daten angeben müssen und sie notfalls auch des Hauses verweisen“, sagt Scholtis. Denn mit falschen Daten würden die Gäste nicht nur sich selbst, sondern auch den Betrieben schaden. Karten und Tische werden in der Forstbaumschule regelmäßig desinfiziert: Speisen und Getränke kann man in der Forstbaumschule auf laminierten Karten im Din-A4-Format auswählen. „Die lassen sich besser desinfizieren. Vorher hatten wir 15 Seiten hinter Folie, da hat das drei Minuten pro Karte gedauert“, erzählt Steen. Neben den Karten werden auch die Tische nach jedem Gast desinfiziert. „Wir verbrauchen locker 15 Liter Desinfektionsmittel pro Tag“, so Steen. Nicht nur das verursache zusätzliche Kosten. Vor allem auch der Personaleinsatz am Eingang, beim Reinigen der Tische und die Putzfrau, die zweimal täglich kommt, seien zusätzliche Posten. Ab Freitag Maskenpflicht in der Bahnhofstraße in Bordesholm Tochter von Heimbewohner klagt an: "Schlimmer als Gefängnis" Herbstferien in Schleswig-Holstein: Das gilt nach dem Urlaub oder Transit Hier gibt es 2020 in Schleswig-Holstein Weihnachtsmärkte An diesen Schulen und Kitas gibt es Corona-Fälle Aktuelle Statistik: So viele Corona-Infizierte gibt es in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite Stellwände trennen die Tische im Innenbereich des Restaurants: Um nicht zu viele Plätze im Innenbereich zu verlieren, setzt Steen auf Trennwände aus dunklem Holz und Plexiglas. Dass sie vorher nicht da waren, fällt nicht auf – sie sind optisch an die Forstbaumschule angepasst. Sind solche „physischen Barrieren“ geeignet, direkte Tröpfcheninfektionen zwischen Gästen zu vermeiden, darf der eigentlich notwendige Mindestabstand von anderthalb Metern zwischen den besetzten Stühlen zweier Tische unterschritten werden, heißt es in der Landesverordnung. Doch trotz der Wände können zurzeit deutlich weniger Gäste ins Restaurant kommen. „Normalerweise haben wir im Innenbereich 220 Sitzplätze, doch im Moment fallen mindestens 50 oder 60 davon weg“, sagt Steen. Hinzu komme, dass Gruppen maximal zehn Personen umfassen dürften. Auch wenn die Forstbaumschule eigentlich gerne von größeren Gruppen frequentiert werde, halte man sich strikt an die Vorgabe. „Wenn man die Leute sonst an mehrere Tische setzen würde, dann würden sie aufstehen und zu den Nachbartischen gehen.“ Viele Gäste wollen in der Forstbaumschule noch draußen sitzen: Trotz der langsam kälter werdenden Tage würden noch immer viele Gäste draußen sitzen wollen, erzählt Steen. So etwa Jutta Sauer und Peter Dohmann. „An der frischen Luft fühlt man sich sicher“, sagt Sauer. Doch auch sonst hätten sie beide ein gutes Gefühl, was das Hygienekonzept der Forstbaumschule angehe. „Man sieht es: Es gibt Desinfektionsmittel und die Wartezone am Eingang. Die Mitarbeiter achten darauf, dass man die Maske oben hat“, ergänzt Dohmann. Auch Kai und Antje Schnoor sagen, sie würden sich sicher fühlen. „Bis jetzt läuft alles, wir sind sehr zufrieden.“ Damit die Außenflächen möglichst lange genutzt werden können, gibt es nicht nur einen geschützten Bereich, in dem Heizungen über den Tischen angebracht sind. Steen hat auch in vier größere Holzbuden investiert, die im Winter, etwa für Weihnachtsfeiern, von je zehn Personen reserviert werden können. Die Forstbaumschule sei bereits einmal von der Stadt kontrolliert worden, sagt Steen. Dabei seien zwei Aspekte bemängelt worden. Zum einen sei die Box mit den erhobenen Kontaktdaten kurz unbewacht gewesen. Das habe man danach sofort geändert. Zum anderen gebe es das Problem, dass die räumliche Trennung von Ein- und Ausgang nicht möglich sei. Daher würden die Mitarbeiter die Gäste einweisen, darauf zu achten, Abstand zu halten. Steen resümiert: „Es ist schon schwierig, aber mit etwas gutem Willen kann man viele Probleme lösen.“ In Kiel gibt es derzeit 1035 Gaststätten. Seit März überprüfen Mitarbeiter der Stadt diese mit Blick auf die Einhaltung der Anforderungen aus der Corona-Bekämpfungsverordnung. Insgesamt seien bislang 161 aufwendige Kontrollen durchgeführt worden, heißt es aus dem Pressereferat der Stadt. Darüber hinaus seien seitdem rund 400 Betriebe besucht und zu den jeweils geltenden Anforderungen beraten beziehungsweise nachkontrolliert worden. Die Überprüfungen sind unabhängig von denen, die etwa die Lebensmittelüberwachung macht. Die meisten Probleme finden sich laut Stadt bei der Erstellung von Hygienekonzepten, etwa bei mangelnder Umsetzung im Betrieb, und bei der Kontaktdatenerhebung, die teils unvollständig sei. Beanstandungen würden dabei bei allen Betriebsarten liegen, sowohl bei Imbissen als auch bei Restaurants oder Bierlokalen. Weitere Nachrichten aus Kiel lesen Sie hier.