Friedrich-Junge-Schule in Kiel: Viel Raum für kreative Jungtüftler

Der Raum ist gefüllt mit Menschen, die ihrer Arbeit nachgehen. In der einen Ecke wird ein Roboter zusammengesetzt, in der anderen der Bau einer Brücke geplant und ausgeführt, zwei Tische weiter Schach gespielt. Der Raum ist aber kein Labor oder Großraumbüro voller Ingenieure, sondern ein Klassenzimmer voller Grundschüler und Grundschülerinnen. Es ist die „Denkbar“ der Friedrich-Junge-Grundschule. Ins Leben gerufen wurde sie vom Schulleiter Stefan Ziervogel, der so das kreative und mathematische Denken der Kinder fördern will. „Ein Mathematiker rechnet auch nicht den ganzen Tag, er löst Probleme“, sagt Ziervogel, der das Konzept unter anderem auch während seiner Zeit in Kronshagen etablieren konnte. Beim Bauen mit Holzblöcken ist in der "Denkbar" Vorstellungskraft gefragt: Die Kinder nutzen den Raum, der im Dezember fertiggestellt wurde, offensichtlich gerne. Rune (8) errichtet eine Brücke aus kleinen, flachen Holzblöcken. Ob die verfügbaren 1000 Teile dafür ausreichen, weiß er noch nicht. Denn das Bauwerk, für das er die Blöcke aufeinander setzt, soll einmal drei Etagen haben. Beim Bau braucht er nicht nur Vorstellungskraft, sondern muss sich auch überlegen, mit welcher Stapeltechnik die Konstruktion stabil wird. Erik (8) ist dabei, eine batteriebetriebene Biene durch ein von ihm aufgebautes Labyrinth zu schicken. Er hat aber auch an anderen Dingen Spaß: „Manchmal gucke ich einfach den anderen Kindern dabei zu, wie sie Aufgaben lösen.“ Momentan können die Schülerinnen und Schüler nur in Anwesenheit einer Lehrkraft in die „Denkbar“. Perspektivisch soll sie auch ohne Aufsicht genutzt werden können. Die dafür notwendigen Regeln, wie etwa benutzte Spiele wieder an ihren Platz zu räumen, halten die Kinder bereits ein. Stadt Kiel stellte Mittel für die Friedrich-Junge-Grundschule bereit: Finanziert wurde der Raum durch städtische Mittel. Die Selbstverwaltung hatte der Friedrich-Junge-Grundschule zusätzliche Finanzen zur Verfügung gestellt, nachdem die Schule in den Sommerferien kurzfristig umziehen musste. Die Kinder sollen sich auch am Interimsstandort in der ehemaligen Ludwig-Richter-Schule wohlfühlen. „Es war uns wichtig, dass das Projekt relativ schnell umgesetzt werden kann, damit alle aktuellen Jahrgänge etwas davon haben“, sagt Andrea Hake, die schulpolitische Sprecherin der Grünen-Ratsfraktion. Der Vorteil an der „Denkbar“: Wenn die Sanierung des eigentlichen Schulstandorts in der Langenbeckstraße in einigen Jahren abgeschlossen ist, kann sie dorthin mit umziehen. Von Nele Beckmann und Jördis Früchtenicht