Hafenarzt bereitet sich auf möglichen Coronavirus in Kiel vor

Zuständig für Viruserkrankungen auf Schiffen ist in Kiel der Hafenärztliche Dienst des Gesundheitsamtes. Wie die Pressestelle der Stadt auf Anfrage bestätigt, werden dort bereits erste Abstimmungen getroffen. Gleichzeitig gibt es eine leichte Entwarnung. „Bei der derzeitigen Entwicklung wird aus unserer Sicht keine große Gefahr der Weiterverbreitung des Coronavirus gesehen“, so eine Sprecherin der Stadt. Behörden und Hafen stimmen sich ab: Dennoch werde die Lage täglich beobachtet und neu bewertet. Zudem findet ein aktiver Informationsaustausch zwischen den im Hafen beteiligten Akteuren statt. „Der Seehafen Kiel steht im engen Austausch mit dem Hafenärztlichen Dienst der Stadt“, sagt Hafensprecher Ulf Jahnke. Auch der Dienst wird noch vor dem Beginn der Saison mit den Reedereien in Kontakt treten. Wie bei früheren Fällen auch (siehe unten), kommt es aber letztlich auf die Besatzungen an. So müssen Angaben über den Gesundheitszustand an Bord über die Seegesundheitserklärung vor dem Einlaufen in Kiel an den Hafenärztlichen Dienst erfolgen. Für den Notfall sind alle Vorbereitungen getroffen: Anhand der Angaben werde im Einzelfall das weitere Vorgehen entschieden, so die Stadt. Dabei stehen auch Maßnahmen wie Quarantäne und Krankenbetreuung einer großen Anzahl an Patienten durch den Rettungsdienst der Stadt auf der Liste. Bei den Reedereien ist derweil die Sorge groß, dass sich das Coronavirus in Asien weiter ausbreiten könnte. Die Reederei Aida Cruises gab gestern den Abzug der beiden Kreuzfahrer „Aidavita“ und „Aidabella“ bekannt. Das Duo soll bereits am Sonntag und Montag die aktuellen Reisen im südchinesischen Meer beenden und dann von Laem Chabang in Thailand die Region auf direktem Weg verlassen. "Aidabella" und "MSC Splendida" ab Mai in Kiel: Die „Aidavita“ wird zunächst nach Dubai verlegt, während die „Aidabella“ nach Palma de Mallorca fährt. Dadurch werden zehn Kreuzfahrten in der Region abgesagt. Mehr als 10 000 deutsche Passagiere müssen kurzfristig umplanen. Im April nehmen dann beide Schiff Kurs auf Hamburg und Kiel. Die "Aidabella" ist den kompletten Sommer in Kiel stationiert. Die Reederei Aida teilt aber mit, dass es bislang keine Krankheitsfälle an Bord ihrer Schiffe gab. Einen Kurswechsel haben die Passagiere der „MSC Splendida“ bereits hinter sich. Das ebenfalls im Sommer für Kiel eingeplante Schiff sollte eigentlich am Freitag zur „Grandvoyage von Shanghai nach Hamburg“ aufbrechen. MSC sagte China-Reisen ab: Daraus wurde aber nichts. Die Schweizer Reederei MSC stoppte das China-Programm, sagte drei Reisen ab Shanghai ab und verlegte die „MSC Splendida“ nach Singapur. Dort startete das 333 Meter lange Schiff am Freitagabend (Ortszeit) zur Reise nach Hamburg. „Die Entscheidung, das Schiff von Shanghai nach Singapur zu verlegen, wurde im besten Interesse der Gäste getroffen. Sicherheit und das Wohlergehen unserer Passagiere und der Crew haben bei uns oberste Priorität“, sagt MSC-Vorstand Gianni Onorato. Am 9. März folgt die „Vasco da Gama“ der Reederei Transocean. In 48 Tagen soll das Schiff von Singapur nach Kiel verlegen. Kiel ist auch der Zielhafen für die „Aidabella“, die am Montag von Thailand aus aufbricht. Von Tui Cruises ist einzig die „Mein Schiff 6“ noch in der Region. Änderungen der Routen sind aber auch hier in Vorbereitung. Strenge Vorgaben für Crew und Passagiere: Alle Reedereien haben inzwischen die Bedingungen für den Zutritt an Bord ihrer Kreuzfahrtschiffe drastisch verschärft. Passagiere und Crewmitglieder, die in den letzten 28 Tagen in China, Hongkong oder Macao waren oder die direkten Kontakt zu Menschen aus der Region hatten, werden nicht mehr an Bord gelassen. Die US-Reedereien Norwegian Cruise Line und Celebrity Cruises haben sogar bereits die Verlegung von Schiffen nach Asien komplett abgesagt. Auswirkungen hat das Coronavirus in Kiel aber schon jetzt. Bei vielen Lieferanten ist der Mundschutz für private Kunden bereits ausverkauft. Für Einsatzkräfte des Rettungsdienstes sind aber genügend Masken auf Lager. Lesen Sie weitere Nachrichten aus Kiel.

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